Spezialfall: Magenkrebs, Speiseröhrenkrebs und Darmkrebs
„Muss z.B. bei der Diagnose Magenkrebs der Magen entfernt werden, in der Fachsprache wird das Gastrektomie genannt, wird der Dünndarm direkt mit der Speiseröhre verbunden“, erklärt die Leiterin der Ernährungsberatung. Mit weitreichenden Folgen: Normalerweise gibt der Magen den vorverdauten Nahrungsbrei in kleinen Mengen an den Dünndarm weiter. Jetzt fehlt diese natürliche Reservoirfunktion. Auch die Denaturierung der Eiweiße durch die Magensäure findet nicht mehr statt. Lautet die Diagnose Speiseröhrenkrebs, muss je nach Tumor die Speiseröhre ganz oder in Teilen entfernt werden. Der Magen wird dann zu einer schmalen Ersatzspeiseröhre umgeformt und nach oben gezogen. Auch die Entfernung von Teilen des Darms ist folgenschwer für die Nahrungsaufnahme und Verdauung. „Der Darm ist zuständig für die Nährstoffaufnahme mit unterschiedlichen Funktionen je nach Abschnitt. Manche Betroffene müssen sich bestimmte Nährstoffe fortan spritzen, weil ihnen der spezielle Darmabschnitt für die natürliche Aufnahme fehlt“, erklärt Andrea Jaworek.
Patient*innen mit gastroenterologischen Krebserkrankungen haben besonders stark mit Übelkeit, Appetitlosigkeit, Durchfall, Erbrechen, Geschmacksveränderungen oder Kau- und Schluckbeschwerden zu kämpfen. Schwer verdauliche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, aber auch Paniertes und Frittiertes vertragen sie häufig nicht mehr. „Für diese Patient*innen ist es sehr schwer, ihren täglichen Energiebedarf überhaupt zu decken. Zumal der Kalorienbedarf bei Krebs erhöht sein kann. Man rechnet, je nach Aktivität mit ca. 30-35 kcal pro Kilo Körpergewicht, das sind 2100-2450 kcal bei 70 Kilo“, sagt Andrea Jaworek. Auch psychisch ist es hart zu akzeptieren, dass plötzlich nach einer halben Breze Schluss ist, wenn vor der Erkrankung der Hunger problemlos für ein Drei-Gänge-Menü reichte.