Schnelle Hilfe für krebskranke Kinder aus der Ukraine
Schnelle Hilfe für krebskranke Kinder aus der Ukraine
Mehr als 20 Flüchtlingskinder gelangten über das Netzwerk KIONET zur Behandlung nach Bayern. Auch die Schwabinger Kinderklinik nimmt kleine Patient*innen zur onkologischen Behandlung auf.
Auf der Flucht vor dem Krieg gegen die Ukraine sind mehr als 20 krebskranke Kinder mit ihren Angehörigen nach Bayern gekommen. Sie wurden über das etablierte Kinderonkologische Netzwerk Bayern (KIONET) in die Universitätsklinika des Freistaats aufgenommen. „Dank der sehr guten Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Uni-Klinika konnten alle Kinder nahtlos in die onkologische Versorgung eingebunden werden“, sagt KIONET-Sprecher Prof. Dr. Markus Metzler, Leiter der Kinderonkologie der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Joachim Wölfle) des Universitätsklinikums Erlangen. „Alle Kinder und ihre Angehörigen erreichten uns schwer traumatisiert und erhalten deshalb zusätzlich eine psychosoziale Betreuung.“ Auch die Kinderklinik Schwabing der München Klinik und des Universitätsklinikums rechts der Isar der Technischen Universität München sind hier stark engagiert.
München, 21. April 2022. In der Kinderklinik Schwabing werden mehrere krebskranke Kinder behandelt – unter anderem ein 3-jähriger Junge, der an einem Tumor leidet, welcher von den Weichteilen des Auges ausgeht. Zudem eine 16-jährige Patientin, die wegen eines Knochentumors behandelt werden muss, sowie ein 10-jähriger Junge, der nach einer Stammzelltransplantation aus der Ukraine fliehen musste und jetzt unter infektiösen Komplikationen leidet. Weiterhin auch ein 7-jähriger Junge mit Lymphknotenkrebs. „Die Kinder werden bei uns onkologisch behandelt, erhalten aber auch die so wichtige psychosoziale Betreuung und Angebote für die Integration in das soziale Umfeld in München“, sagt Prof. Dr. Julia Hauer, Klinikdirektorin der Kinderklinik München Schwabing und Harlaching. Auch die mitreisenden Mütter und Geschwister der jungen Patient*innen wurden unkompliziert in den Appartements der Initiative für krebskranke Kinder München e.V. und bei weiteren Freiwilligen aufgenommen und versorgt, damit sie nach den schrecklichen Erlebnissen der vergangenen Wochen hoffentlich wieder ein wenig Ruhe finden können. „Die Kinder, die jetzt stationär behandelt werden, werden über Wochen und Monate bei uns angebunden sein, somit fühlen wir uns neben der rein medizinischen Betreuung auch für die Unterbringung und Integration in München verantwortlich und versuchen bestmöglich zu unterstützen “, erklärt Prof. Dr. Hauer weiter. „Dabei unterstützt uns die Stiftung Kinderklinik München Schwabing. Wir werden auch weiter Ansprechpartner*innen für Kinder sein, die unsere Hilfe benötigen.“
„Kinder und Mütter sprechen weder Deutsch noch Englisch. Da wird selbst die Alltagskommunikation zur Herausforderung. Wir behelfen uns in der Pflege mit dem Google Translator, aber natürlich kostet das mehr Zeit. Seit einiger Zeit haben wir Unterstützung durch freiwillige Dolmetscher, die von extern hereinkommen oder am Telefon übersetzen. Das ist eine große Unterstützung – sowohl für uns als auch für die Patientenfamilien, die dies als eine wichtige Stütze erleben. Unsere jungen Patientinnen und Patienten haben zumeist bereits in der Ukraine Therapien erhalten. Sie kommen also vorbehandelt zu uns und kennen das Klinikumfeld. Ihre Mütter sind wirklich zu bewundern. Trotz der doppelt schwierigen Situation sind diese Frauen sehr stark. Wir erleben eine große Dankbarkeit, weil ihre Kinder bei uns in München nahtlos eine Therapie bekommen konnten“, sagt Alexandra Eiband, Stationsleiterin Pflege in der Kinderonkologie.
„Gemeinsam für krebskranke Kinder und Jugendliche in Bayern handeln“ – unter dieser Leitlinie gründeten im Juli 2019 sechs auf die Behandlung junger Krebspatientinnen und -patienten spezialisierte Zentren das Netzwerk KIONET. Jetzt zeigte sich, dass die Beteiligten auf Basis der bisher aufgebauten Strukturen zum Ausbau von klinischen Studien auch in einer Krisensituation effizient zusammenarbeiten können. „Obwohl beide Busse an einem Wochenende in Bayern ankamen, standen alle Ansprechpersonen vor Ort mit den Teams in den Fahrzeugen pausenlos miteinander in Verbindung, und es war möglich, für jedes Kind die bestmögliche Entscheidung zur Unterbringung zu treffen“, berichtet Prof. Metzler. Mehr als 100 E-Mails und zahllose Nachrichten via Smartphone wurden ausgetauscht, damit die schwer kranken Kinder so schnell wie möglich auf die Klinika in Augsburg, Erlangen, München, Regensburg und Würzburg verteilt werden konnten. „Jede noch so kurze Therapieunterbrechung birgt für die Kinder das Risiko, dass der Krebs sich weiterentwickelt“, betont der Erlanger Kinderonkologe. „Hinzu kommen die ungünstigen Versorgungsbedingungen im Kriegsgebiet und auf der Flucht, die zum Teil schwere Infektionen auslösten, da die jungen Patientinnen und Patienten nicht isoliert und so nicht vor Keimen geschützt werden konnten.“