50 Jahre Uniklinikum: Vom Schafstall zum Hightech-Labor - die Forschung im Aufwind
50 Jahre Uniklinikum: Vom Schafstall zum Hightech-Labor - die Forschung im Aufwind
„Krankenversorgung? Können wir. Lehre? Können wir. Forschung? Könnten wir noch besser, wenn wir mehr Laborfläche hätten.“ So Prof. Hermann Wagners Einschätzung, als er im Jahr 1989 als Ordinarius für Medizinische Mikrobiologie und Immunologie an die Fakultät für Medizin der TUM wechselte. Folgerichtig begab sich Prof. Wagner sich auf die Suche und fand tatsächlich Orte, die sich als Laborfläche eigneten. Zum Beispiel in der Trogerstraße: Dort hatten sechs liebevoll umsorgte Schafe ihr Zuhause. Sie spendeten immer wieder Blut, das für die Diagnostik gebraucht wurde. „Blut kann man aber auch einfach kaufen“, befand Wagner. Also wurde die Schafzucht beendet. „Hinter dem Schafstall befanden sich großflächige Lagerräume“, erinnert sich Wagner zurück. 400 qm wertvolle Fläche „lag dort im Dornröschenschlaf, völlig ungenutzt“.
Wagner übernahm und sehr schnell wurde “Neu-Ulm“ aufgebaut. „Der Name kam daher, dass ich bei meinem Wechsel von Ulm nach München viele junge Mitarbeiter mitgebracht habe“, erklärt Wagner lachend. Die Räume bei den Schafställen waren nur der Anfang – Wagner suchte und fand immer wieder Flächen, aus denen Laborräume entstanden. So schuf er die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Forschung am Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene mit dem Schwerpunkt „Immunität und Infektion“.
„Mit dem Wechsel von der ersten zur zweiten Generation von Klinikdirektoren kam frische Energie an die Fakultät. Durch die Berufung von forschungsorientierten Klinikern entstand ein gesunder Wettkampf, der die wissenschaftliche Arbeit sehr voran gebracht hat“, sieht Forscher Wagner als einen Grund für die rasante Entwicklung, die die junge Fakultät im Allgemeinen und sein Bereich im Speziellen machte.
Der wissenschaftliche Erfolg einer Fakultät lässt sich unter anderem daran ablesen, wie viele langfristig geförderte Sonderforschungsbereiche (SFB) es gibt. Diese auf sechs bis zwölf Jahre angelegten Forschungsvorhaben werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert und ihre Anzahl erlaubt Rückschlüsse auf die Qualität der Forschung. „Sie gelten als ein Gold-Standard einer Fakultät“, erklärt Wagner. Mit diesem wertvollen „Edelmetall“ ist die Medizinische Fakultät nach einer anfänglichen Phase der Armut mittlerweile gut bestückt. „Wir sind jetzt auf Augenhöhe mit den besten Medizin-Fakultäten in Deutschland“, freut sich der inzwischen emeritierte Wissenschaftler.
Den Beginn machten Mitte der neunziger Jahre Prof. Josef Dudel und Prof. Franz Hoffmann, die den ersten Sonderforschungsbereich an der Fakultät initiierten. Hier waren auch Mitarbeiter des Instituts von Hermann Wagner beteiligt. Das Thema: „Mechanismen der schnellen Zellaktivierung“. Es folgten zwei weitere SFBs, an denen auch jeweils die Truppe um Hermann Wagner mit von der Partie war: Gemeinsam mit der Chirurgischen Klinik und deren Chef Prof. Rüdiger Siewert forschten sie zu „Immunsuppression und post-operative Sepsis“. 1999 schließlich übernahm die Deutsche Forschungsgemeinschaft die Finanzierung des gemeinschaftlichen Forschungsvorhabens zu „Zielstrukturen für selektive Tumorintervention“ mit der Hämato-Onkologie unter Prof. Christian Peschel.
Hermann Wagner betont: „Die kontinuierliche Finanzierung über maximal zwölf Jahre erlaubt uns Forschern, ganz konzentriert unsere Arbeit zu machen.“ Ein auch nach außen sichtbarer Ritterschlag also, der die Grundlagen für eine erfolgreiche Forschung bildet und künftigen Generationen den Weg weist.