„Die Weiterentwicklung des Klinikums lag mir stets am Herzen“
„Die Weiterentwicklung des Klinikums lag mir stets am Herzen“
Fünf Jahre hat Prof. Markus Schwaiger als Ärztlicher Direktor das Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München (TUM) geleitet. Jetzt, zum 1. Juli, geht er in den Ruhestand. Damit endet aber nicht nur seine erfolgreiche Amtszeit, die eng mit dem Bau des Krebsforschungszentrums TranslaTUM verbunden ist, sondern auch eine herausragende Karriere als Nuklearmediziner und Forscher. Ein Blick zurück.
Als Prof. Markus Schwaiger am 1. Juli 2016 die Position des Ärztlichen Direktors am Klinikum rechts der Isar übernimmt, betritt er kein Neuland. Denn Schwaiger ist dem Haus schon seit langer Zeit eng verbunden: Hier ist er nach seinem Medizinstudium an der Freien Universität Berlin und der Universität Freiburg Ende der 1970er Jahre in den Arztberuf gestartet; hierher kehrte er 1993 nach rund 13 Jahren aus den USA zurück. „Wenn ich nach Deutschland zurückgehe, dann muss es München sein.“ Das war immer für ihn klar – auch, als ihn sein Weg nach der Promotion in die Ferne führte, zunächst als Assistenzarzt an die University of California in Los Angeles (UCLA), später als Direktor der kardiovaskulären Nuklearmedizin an die University of Michigan.
Schwaiger erinnert sich gern an diese Zeit in den USA, wo alles ein wenig schneller und größer gewesen sei als in Deutschland, vor allem in der Forschung. Doch ein Ruf auf den Lehrstuhl für Nuklearmedizin der Technischen Universität München, verbunden mit der Position des Direktors der Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin am Klinikum rechts der Isar, lockt ihn zurück in die alte Heimat. „Es ist ein Glücksfall, wenn man in seiner Heimatstadt eine Position findet, die zu einem passt“, sagt er bis heute.
Früh fasziniert von der Nuklearmedizin
Schwaiger hatte sich früh für den damals noch jungen Fachbereich der Nuklearmedizin begeistert, erlaubte der doch ganz neue Einblicke in Abläufe im Körper: Markierte man bestimmte Moleküle mit radioaktiven Substanzen, konnte man diese nun mit bildgebenden Verfahren wie der Positronen-Emissions-Tomografie (PET) sichtbar machen. „Die Idee, dass man damit biologische, biochemische Vorgänge sichtbar machen und damit Krankheiten früher erkennen und gezielter behandeln kann, hat mich immer fasziniert“, sagt Schwaiger. Diese Entwicklung habe die Medizin in vielen Bereichen entscheidend vorangebracht. „Wir sind stolz, dass wir einen Beitrag dazu leisten konnten.“ Schwaiger erkannte etwa, wie sich die PET dazu nutzen lässt, nach einem Herzinfarkt das Ausmaß der Schäden am Herzmuskel sichtbar zu machen. Wegweisend sind auch seine Arbeiten zur molekularen Bildgebung im Bereich der Krebsmedizin. Viele davon sind im Sonderforschungsbereich SFB 824 entstanden, dessen Sprecher Schwaiger seit 2009 ist und der in diesem September zum Abschluss kommt.
Schwaigers Forschungsleistung spiegelt sich in einer großen Zahl an bedeutenden Auszeichnungen wider. Dazu zählen etwa der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (2009), der Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst (2010) und die Heinz Maier-Leibnitz-Medaille der TUM (2019). Seit 2004 ist Schwaiger zudem Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und seit 2005 auch der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (BAdW). Er ist darüber hinaus Ehrendoktor der Universität Warna in Bulgarien.
Als Ärztlicher Direktor musste sich Schwaiger auch anderen Aufgaben stellen als in Medizin und Forschung. Er sagt: „Die Herausforderung sehe ich vor allem darin, ein Universitätsklinikum mit hervorragenden, aber auch ehrgeizigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern so zu führen, dass alle auf ein gemeinsames Ziel zuarbeiten – nämlich eine hervorragende Patientenversorgung.“ Geholfen habe ihm dabei, dass er nach einigen Jahren als Dekan der medizinischen Fakultät (2002 bis 2010) bereits „einen guten Überblick über die Situation des Klinikums“ hatte. Insbesondere die Weiterentwicklung des Hauses als Universitätsklinikum der Technischen Universität habe ihm stets sehr am Herzen gelegen. Nach dem Ende seiner Karriere als Direktor der Nuklearmedizin habe Schwaiger dem Klinikum daher „auch wieder etwas zurückgeben wollen“.
Das TranslaTUM ist ein Meilenstein seiner Amtszeit
Ein Meilenstein seiner Amtszeit war die Eröffnung des TranslaTUM, des „Zentralinstituts für Translationale Krebsforschung“, dessen Bau Schwaiger schon als Dekan angestoßen hatte und das er dann 2017 als Gründungsdirektor eröffnen durfte. Das Zentrum sollte den Rahmen für eine noch engere interdisziplinäre Zusammenarbeit von Mitarbeitenden verschiedener Fakultäten der Technischen Universität schaffen, um medizinische Innovationen noch schneller vom Labor zum Patienten zu bringen. „Sie bekommen dadurch früher Zugang zu modernsten Therapieformen.“ Schwaiger selbst ist daher stolz darauf, „dass wir es geschafft haben, das Klinikum gerade auch in akademischen Bereichen sehr erfolgreich weiterzuentwickeln“.
Er selbst will es künftig ruhiger angehen lassen – auch wenn er der Medizin und der Forschung nicht gänzlich den Rücken kehren werde. Er freut sich aber schon darauf, unbeschwert und frei von Termindruck Zeit mit der Familie verbringen zu können – und aufs Bergwandern im Sommer und Skifahren im Winter. „Wenn man älter wird, merkt man, dass die Zeit immer wertvoller wird“, sagt Schwaiger. Und wenn es die Lage erlaubt, will er auch unbedingt reisen, noch einige andere Teile der Welt kennenlernen. Es falle ihm daher nicht schwer, loszulassen und den Stab an die nächste Generation zu übergeben – damit diese das Klinikum nach ihren Vorstellungen prägen und weiterentwickeln könne.
Prof. Markus Schwaiger, seit 2016 Ärztlicher Direktor des Universitätsklinikums rechts der Isar, tritt zum 1. Juli in den Ruhestand. Foto: Falk Heller, argum