Fetalchirurgie: Vorgeburtliche Operationen verdreifacht
Fetalchirurgie: Vorgeburtliche Operationen verdreifacht
Während der Corona-Pandemie hat das Universitätsklinikum rechts der Isar einen deutlichen Anstieg in der Fetalchirurgie verzeichnet. Allein in den ersten sechs Wochen des Jahres 2021 hat sich die Zahl der vorgeburtlichen Operationen im Mutterleib im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verdreifacht: von 5 auf 15 Eingriffe. 2020 gab es mehr als 60 solcher OPs, deutlich mehr als im Jahr zuvor.
Aufnahmen aus dem Mutterleib: Hier ist ein Händchen zu sehen
Indikation: Feto-fetales Transfusionssyndrom
„Fetalchirurgische Eingriffe werden überwiegend bei eineiigen Mehrlingsschwangerschaften durchgeführt, bei denen beide Kinder über große gemeinsame plazentare Blutgefäße miteinander ,kommunizieren‘“, erklärt Prof. Bettina Kuschel, Leiterin der Sektion Geburtshilfe und Perinatologie. Dies führe in den allermeisten Fällen zum sogenannten intrauterinen Tod beider Kinder – weil ein Fötus sein gesamtes Blut „in den anderen schiebt“ und damit ausblute; der andere wiederum erleide eine „Übertransfusion“ und damit eine schwere Herzinsuffizienz. Das nennt man „feto-fetales Transfusionssyndrom“.
PD Dr. Javier Ortiz führt die fetalchirurgischen Eingriffe am Klinikum rechts der Isar durch. (Foto: argum, MRI)
Hohe Erfolgsquote in der Fetalchirurgie
Solche vorgeburtlichen OPs finden zwischen der 17. und 29. Schwangerschaftswoche statt. Die „kommunizierenden Gefäße“ werden dabei auf der Plazenta-Oberfläche verödet. „Damit können wir in etwa 60 bis 70 Prozent der Fälle beide Kinder retten, in 80 bis 90 Prozent der Fälle mindestens ein Kind“, sagt Prof. Kuschel. Das Universitätsklinikum rechts der Isar ist eines der wenigen Krankenhäuser deutschlandweit, das auf solche Eingriffe spezialisiert ist – mit einer hohen Erfolgsquote. Die Eingriffe führt der speziell hierfür in Barcelona ausgebildete Privat-Dozent Dr. Javier Ortiz, stellvertretener Leiter der Sektion für Geburtshilfe und Perinatalmedizin und leitender Oberarzt für Pränataldiagnostik und Fetalchirurgie, mit seinem Team durch. Die Perinatalmedizin befasst sich mit der Versorgung von Risikoschwangeren und deren Kindern – vor, während und nach der Geburt.