Frau Großmann, was versteht man unter der neuen generalistischen Pflegeausbildung?
Silke Großmann: Ab dem Ausbildungsjahr 2020 gibt es nur noch einen gemeinsamen Ausbildungsgang statt wie bisher die drei Ausbildungen Gesundheits- und Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege. Zwei Jahre lang erhalten alle Auszubildenden eine gemeinsame, generalistische Ausbildung. Im dritten Jahr wählen die Teilnehmenden, ob sie Altenpflege oder Kinderkrankenpflege vertiefen oder den generalistischen Abschluss Pflegefachfrau bzw. Pflegefachmann erwerben. Ein Vorteil für uns könnte z. B. sein, dass sich mehr junge Menschen für die Kinderkrankenpflege interessieren.
Wie ist die Ausbildung von Pflegekräften am Klinikum rechts der Isar organisiert?
Silke Großmann: Wir bilden eigene Pflegekräfte aus und haben dafür Kooperationen mit Pflegeschulen geschlossen. Das Klinikum rechts der Isar ist der Träger der Ausbildung und Kooperationspartner für Einrichtungen in der Altenpflege. Der theoretische Part wird an den Schulen unterrichtet, die Praxis bei uns. Ab Herbst 2020 werden wir so mit unseren Kooperationspartnern jedes Jahr zwei Klassen mit je 25 Schüler*innen ausbilden. Die Perspektive ist, dass wir ab 2023 jährlich 50 eigene Absolvent*innen haben, von denen hoffentlich ein Großteil am Klinikum rechts der Isar bleiben möchte. Das können wir beeinflussen, indem wir ihnen zeigen, dass sie im Haus willkommen sind und hier eine Zukunft mit tollen Perspektiven haben. Eine besondere Form der Kooperation haben wir mit dem Klinikverbund Weilheim/Schongau. Von dort werden jeweils acht Pflegeschüler einen Teil der praktischen Ausbildung bei uns in den Bereichen Neonatologie, Intensivstation und Notaufnahme durchlaufen.
Wie wirkt sich die Einführung der generalistischen Ausbildung auf die Pflege im Klinikum rechts der Isar aus?
Silke Großmann: Für uns bedeutet die neue Regelung, dass die Praxisanleitung eine viel größere Rolle spielt. Die Auszubildenden müssen künftig bei zehn Prozent ihrer Praxisphasen von Praxisanleiter*innen unterwiesen werden. Damit wir diese hochwertige Betreuung gewährleisten können, ist es wichtig, dass sich die Abteilungen vernetzen und gemeinsame Praxisanleitungen für mehrere Auszubildende anbieten. Außerdem erwarten wir, dass die Absolvent*innen nach der abgeschlossenen Ausbildung mehr Einarbeitungszeit benötigen. Wir werden das während der kommenden drei Jahre beobachten und gemeinsam mit unserem Bildungszentrum und den Praxisanleitern ein Konzept erarbeiten, bei welchen Inhalten mehr Unterstützung erfolgen muss. Wichtig ist uns vor allem, die Stationen bei der Integration neuer Kolleg*innen zu unterstützen.
Was bietet das Klinikum seinen Pflegenden?
Silke Großmann: Wir haben wirklich ausgezeichnete Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten für unsere Pflegekräfte. Neu für unsere Stationsleitungen, Stellvertreter*innen und interessierte Mitarbeiter*innen ist z.B. das innovative Weiterbildungskonzept in Zusammenarbeit mit der Fernhochschule Hamburg (HFH). Die Kolleg*innen können aus verschiedenen Weiterbildungsmodulen ihre Favoriten auswählen, ohne dass sie ein komplettes Studium absolvieren müssen. Nach Abschluss erhalten sie ein Zertifikat. Besonders die Erweiterung des Wissens in den Bereichen Management, Pädagogik und Wissenschaft in der Pflege stehen hier im Vordergrund. Der Wissentransfer von der Theorie in die Praxis mit der Vernetzung dieser drei Bereiche ist ein Ziel dieser Kooperation.