Innovative Zelltherapie

Innovative Zelltherapie

Leukämie-Patienten können zum Beispiel von diesem Verfahren profitieren: Erkrankt eine Person an Blutkrebs, dann sind einige dieser Patienten auf eine Knochenmarkstransplantation angewiesen. Bevor sie diese bekommen, wird das eigene Immunsystem samt Tumorzellen durch Bestrahlung oder Chemotherapie zerstört. Nun kann der Körper das Spender-Knochenmark empfangen und hieraus ein neues Immunsystem aufbauen; allerdings braucht dieser Prozess einige Zeit (häufig Monate bis Jahre), bis effektiver neuer Immunschutz – z. B. gegen Infektionserreger – aufgebaut werden kann.

Genau hier liegt ein lebensbedrohliches Problem: Denn gängige Viren, wie etwa das Epstein-Barr-Virus oder das Cytomegalo-Virus, tragen die meisten Menschen in sich. Normalerweise kein Problem, da sie vom Immunsystem in Schach gehalten werden. Wer kein Immunsystem mehr hat, der ist diesen Viren, die versteckt in Zellen lauern, allerdings hilflos ausgeliefert. Es ist zwar möglich, erregerspezifische T-Zellen im Labor zu züchten, um sie dann dem transplantierten Patienten zur Behandlung der Infektion zu geben, aber das ist eine langwierige und schwierige Prozedur.

Mitte der neunziger Jahre jedoch war es Forschern gelungen, erregerspezifische T-Zellen in Blutproben mittels eines Markers sichtbar zu machen. Einmal angedockt, ließ sich dieser allerdings nicht mehr von den Zellen lösen, da er zu stark haftete. Hier setzte Busch an, denn er entwickelte Marker, sogenannte MHC-Streptamere, die sich ganz leicht und ohne Zellschäden zu verursachen mittels der Gabe von Biotin wieder lösen ließen. Die Entwicklung war so bahnbrechend, dass sie im hoch angesehenen Fachmagazin Nature Medicine veröffentlicht wurde. Letztendlich bedeutet sie, dass für Patienten jetzt sehr schnell ein antigen-spezifisches T-Zell-Präparat hergestellt werden kann.

Dirk Buschs Forschung geht aber noch weiter: Mittlerweile konnte sein Team gemeinsam mit Prof. Stanley Riddell von Fred Hutchinson Cancer Research Center in Seattle (aktuell Hans Fischer Senior Fellow am TUM Institute for Advanced Study (IAS)) nachweisen, dass es T-Gedächtniszellen gibt, die besonders gut für Zelltherapie geeignet sind, da sie sich wie adulte Gewebestammzellen verhalten und in der Lage sind, sich selbst zu erneuern. Damit haben die Forscher wieder eine ganz neue Tür aufgestoßen, insbesondere in Kombination mit der Ausstattung von T-Gedächtnis-Stammzellen mit neuen Erkrankungs-spezifischen Rezeptoren durch gentechnische Verfahren: Es ist die Forschung rund um Immuntherapien gegen Krebs, Infektionen und andere Erkrankungen durch die Gabe von wenigen spezialisierten T-Zellen, vielleicht nur einer einzigen.

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