Projekt TeleCovid: Wie Ohrsensoren Leben retten

Projekt TeleCovid: Wie Ohrsensoren Leben retten

Kooperation zwischen Universitätsklinikum rechts der Isar und AOK Bayern gestartet –
Patient*innen in Corona-Isolation profitieren von Überwachung –
Dritte Pandemiewelle: „Anteil der Betroffenen mit schwerem Verlauf nimmt eher zu“

Im TeleCovid-Projekt des Universitätsklinikums rechts der Isar werden Covid-19-Patient*innen in ihrer häuslichen Umgebung rund um die Uhr mit Hightech-Geräten überwacht. „Ziel der Studie ist es herauszufinden, ob eine kontinuierliche Überwachung die Überlebenschancen verbessern und das Gesundheitssystem entlasten kann", sagt Prof. Georg Schmidt, Oberarzt in der Klinik für Innere Medizin I und Leiter der Gruppe Biosignalverarbeitung am Universitätsklinikum rechts der Isar. „Ich habe den Eindruck, dass in der gerade anlaufenden dritten Pandemiewelle der Anteil der Betroffenen mit schwerem Verlauf eher zunimmt.“ Jetzt unterstützt auch die AOK Bayern das zukunftsweisende TeleCovid-Projekt.

Inzwischen haben rund 140 Patient*innen an dem Projekt teilgenommen. „Fast alle haben die Überwachung als Erleichterung empfunden. In etwa jedem zehnten Fall kam es zu einem sogenannten 'schweren Verlauf'. Die kontinuierliche Überwachung durch den Ohrsensor sorgte dafür, dass der Übergang in die kritische Phase der Erkrankung frühzeitig erkannt wurde“, sagt Prof. Schmidt. Das sei besonders wichtig, weil dieser Übergang oft weder von den Patient*innen selbst noch von ihren Bezugspersonen erkannt werde. „Die Betroffenen wurden dann von unserem Team umgehend in die Klinik eingewiesen. Der Ohrsensor, der wie ein Hörgerät getragen wird, misst die Körpertemperatur, die Sauerstoffsättigung des Blutes, die Atemfrequenz und den Puls – alle 15 Minuten, rund um die Uhr, sieben Tage die Woche. Die Daten werden unmittelbar an das Zentrum für Telemedizin weitergeleitet und dort von einem Team in drei Schichten bewertet. Das Team, das aus speziell trainierten Studierenden besteht und von erfahrenen Oberärzt*innen geleitet wird, nimmt bei Bedarf mit den Erkrankten telefonisch Kontakt auf. Außerdem findet mindestens einmal täglich eine telefonische Visite statt.

„Gerne unterstützen wir das Projekt TeleCovid zur Überwachung von Covid-19-Patient*innen in häuslicher Isolation", sagt Christina Sabic, Geschäftsbereichsleiterin Ambulante Versorgung bei der AOK Bayern. „Das Frühwarnsystem trägt dazu bei, dass Betroffene bei einer Verschlechterung ihres Zustandes sofort ins Krankenhaus kommen." Dadurch könnten Beatmungen verhindert oder zumindest verkürzt werden, so Sabic. „Gerade für die Telemedizin bieten sich in der Corona-Krise neue Chancen."

Konkret sollen künftig die Mitglieder des Münchner Arztnetzes Patient-Partner Verbund, das sich ebenfalls an dem Projekt beteiligt, Covid-19-Patient*innen in häuslicher Isolation gezielt ansprechen und auf das Angebot hinweisen. Beim Einverständnis der Erkrankten übermitteln sie dann deren Kontaktdaten an das Universitätsklinikum, das sich wiederum direkt bei den Betroffenen meldet. Damit soll Patient*innen die Hemmschwelle genommen werden, selbst aktiv werden zu müssen.

 

Prof. Georg Schmidt, Universitätsklinikum rechts der Isar

Prof. Georg Schmidt, Oberarzt in der Klinik für Innere Medizin I und Leiter der Gruppe Biosignalverarbeitung am Universitätsklinikum rechts der Isar

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