EU-Förderung in Millionenhöhe: Klinikum rechts der Isar an internationalem Forschungsprojekt zu seltener neurodegenerativer Erkrankung beteiligt

EU-Förderung in Millionenhöhe: Klinikum rechts der Isar an internationalem Forschungsprojekt zu seltener neurodegenerativer Erkrankung beteiligt

Dem internationalen Konsortium TIRCON („Treat Iron-Related Childhood-Onset Neurodegeneration“), an dem das Klinikum rechts der Isar maßgeblich beteiligt ist, ist es gelungen, eine EU-Förderung in Höhe von 5,2 Mio. EUR über vier Jahre zur Erforschung einer seltenen neurologischen Krankheit einzuwerben. Unter Federführung von Prof. Thomas Klopstock (Klinikum der LMU) widmet sich TIRCON der Erkrankungsgruppe „Neurodegeneration with Brain Iron Accumulation“ (NBIA). NBIA ist durch Eisenablagerung im Gehirn gekennzeichnet. Es ist eine meist in der Kindheit beginnende und sehr schwer verlaufende neurologische Krankheit. Noch ist wenig darüber bekannt, nicht zuletzt weil NBIA so selten auftritt, dass aussagekräftige Daten schwer zu gewinnen sind. Mit der Förderung durch das 7. Forschungsrahmenprogramm der Europäischen Union ist es jetzt möglich, neue Wege zu gehen.
Aus dem Klinikum rechts der Isar sind Wissenschaftler des Instituts für Humangenetik (Dr. Prokisch, Prof. Meitinger) und des Instituts für Medizinische Statistik und Epidemiologie (Prof. Kuhn) an TIRCON beteiligt. Das Kick-off-Meeting des Projektes fand vom 19. bis zum 21. Januar 2012 in München statt. Insgesamt arbeiten zwölf Projektgruppen aus Deutschland, Polen, Italien, den Niederlanden, Großbritannien, Slowenien und den USA mit.

Im Zentrum des Projekts steht eine multizentrische klinische Therapie-Studie mit der Eisen-bindenden Substanz Deferiprone, die an sechs Kliniken in Europa und Nordamerika durchgeführt wird. Der Hersteller von Deferiprone, das kanadische Unternehmen ApoPharma, unterstützt TIRCON in der Durchführung dieser wichtigen Studie. Weitere Ziele des Projektes sind der Aufbau eines internationalen Patientenregisters und einer Biobank, sowie präklinische Arbeiten zur Entwicklung eines Biomarkers für die Erkrankung und zur Untersuchung neuer Therapieformen an Tiermodellen. Letzteres erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem innovativen Biotech-Unternehmen ACIES BIO in Ljubljana (Slowenien). Im Gesamtprojekt kann TIRCON auf intensiven Vorarbeiten der beteiligten Zentren aufbauen und auf die Mitarbeit zahlreicher Grundlagenforscher, Kliniker und Vertreter von Patientenorganisationen zählen. So übernimmt der deutsche Selbsthilfe-Verein Hoffnungsbaum Aufgaben im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit für TIRCON.
„Wir hoffen, durch diesen mehrgleisigen Ansatz mittelfristig die Situation der Patienten zu verbessern“, sagt Prof. Klopstock. „Die jetzige klinische Studie mit Deferiprone hat das unmittelbare Potential, eine Verlangsamung oder sogar Besserung des Krankheitsprozesses zu bewirken. Die weiteren Projekte in TIRCON, nämlich der Aufbau eines klinischen Netzwerkes, eines Patientenregisters und einer Biobank sowie die Identifikation von Biomarkern und weiteren therapeutisch relevanten Substanzen, sollen in den nächsten Jahren zu einer deutlichen Verbesserung der Infrastruktur für NBIA-Patienten führen.“
Für die beiden Münchner Universitäten ist TIRCON eine Ergänzung zu den vorhandenen Schwerpunkten im Bereich Neurodegeneration (z. B. Deutsches Zentrum für neurodegenerative Erkrankungen) und im Bereich seltene Erkrankungen. Insbesondere ergeben sich Synergieeffekte mit dem Deutschen Netzwerk für mitochondriale Erkrankungen (mitoNET), das von Prof. Klopstock (LMU), Prof. Meitinger (TU) und Prof. Schülke (Charité Berlin) koordiniert wird.

„Ich freue mich sehr, dass die langjährige bilaterale Kooperation zwischen Bayern und Kanada in den Neurowissenschaften zu einem derartigen EU-Projekt geführt hat, und dass die Bayerische Forschungsallianz im TIRCON-Konsortium beim Projektmanagement und in den Arbeitsgruppen Ethik und Kommunikation mitwirkt“, sagt Martin Reichel, Geschäftsführer der Bayerischen Forschungsallianz (BayFOR). Aus dieser Kooperation heraus entstand bereits 2010 ein weiteres multinationales Forschungsprojekt im Bereich der seltenen neurologischen Erkrankungen, die European Multidisciplinary Initiative on Neuroacanthocytosis (EMINA), die BayFOR bei der Einwerbung von EU-Drittmitteln ebenfalls unterstützt hat.
 

Back to top