Experimentelle Unfallchirurgie am Klinikum rechts der Isar unter neuer Leitung
Experimentelle Unfallchirurgie am Klinikum rechts der Isar unter neuer Leitung
Die Forschungsabteilung der Unfallchirurgischen Klinik am Klinikum rechts der Isar der TU München hat einen neuen Leiter: Mit Prof. Martijn van Griensven konnte Klinikdirektor Prof. Peter Biberthaler einen sehr renommierten Wissenschaftler für diese Aufgabe gewinnen.
Der gebürtige Niederländer studierte Biochemie und Medizin an den Universitäten Leiden (Niederlande), Hannover und Michigan (USA). Anschließend war er in der Unfallchirurgischen Klinik der Medizinischen Hochschule Hannover tätig. Als er sich dort 2002 habilitierte, war er jüngster Privatdozent Deutschlands und wurde wenig später zum jüngsten Professor Deutschlands ernannt. 2005 wurde er stellvertretender Direktor des Ludwig Boltzmann Instituts für Experimentelle und Klinische Traumatologie in Wien.
Van Griensven orientiert sich in seiner wissenschaftlichen Arbeit eng an den Herausforderungen des klinischen Alltags. Er erläutert: „Bei Patienten mit einem Polytrauma treten häufig zusätzlich zu den eigentlichen Verletzungen weitere Komplikationen auf. So kann das Abwehrsystem verrücktspielen, indem es nicht mehr zwischen dem durch das Trauma abgestorbenen Gewebe und dem gesunden Gewebe differenziert. Außerdem haben Bakterien freie Hand, da der Körper beschäftigt ist, sich selbst zu heilen. Auf diese Weise können eine Sepsis oder ein sogenanntes Multiorganversagen mit lebensbedrohlichen Folgen entstehen. Ein Schwerpunkt meiner Arbeit ist es, genau solche Reaktionen und Mechanismen zu untersuchen und Therapien dagegen zu entwickeln. Unter anderem untersuchen wir dafür auch genetische Faktoren, die eine Rolle bei der individuellen Reaktion des Patienten spielen können.“
Ein weiterer Schwerpunkt des Wissenschaftlers ist das Tissue Engineering: Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern wird er daran arbeiten, mit Hilfe von Stammzellen des Patienten, Gerüstmaterial und Wachstumsfaktoren geschädigtes Gewebe wie Knochen, Knorpel, Bänder und Sehnen wiederherzustellen.
Nicht zuletzt werden sich die Wissenschaftler auch mit genetischen Faktoren beschäftigen, die das Operationsmanagement beeinflussen: Denn bestimmte Patienten haben ein erhöhtes Risiko, zu stark auf einen operativen Eingriff zu reagieren. Van Griensven: „Generell ist es in allen Bereichen der Unfallchirurgie wichtig, ein individuelles Profil und eine individuelle Therapie zu erstellen. Wir behandeln schließlich einzelne Patienten und keine Gruppen.“
Besonders wichtig ist van Griensven auch eine fachübergreifende Herangehensweise: „Meines Erachtens muss die unfallchirurgische Forschung in jeder Hinsicht interdisziplinär ausgerichtet sein. Daher lege ich großen Wert auf die Zusammenarbeit sowohl mit anderen medizinischen Disziplinen wie der Orthopädie, der Intensivmedizin oder der Plastischen Chirurgie als auch mit anderen Berufsgruppen wie Biotechnologen, Biochemikern, Zellbiologen und Materialchemikern. Nur so können wir für unsere Patienten klinisch relevante Verbesserungen entwickeln.“