Hausärztlichen Nachwuchs aktiv fördern: Erster Lehrstuhl für Allgemeinmedizin in Bayern startet Ausbildung künftiger Hausärzte
Hausärztlichen Nachwuchs aktiv fördern: Erster Lehrstuhl für Allgemeinmedizin in Bayern startet Ausbildung künftiger Hausärzte
Anlässlich der Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Antonius Schneider, dem Inhaber des bayernweit ersten Lehrstuhls für Allgemeinmedizin, haben heute Vertreter von Ministerium, Ärzteschaft und Krankenkassen im Rahmen eines Pressegesprächs im Klinikum rechts der Isar in München über die hausärztliche Versorgung im Freistaat sowie die Förderung des hausärztlichen Nachwuchses informiert. Gemeinsam mit Staatssekretärin Melanie Huml vom Bayerischen Gesundheitsministerium sprachen Prodekan Prof. Dr. Peter Henningsen von der Fakultät für Medizin an der Technischen Universität München (TUM), der Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern, Dr. Helmut Platzer, der Bereichsvorstand Hausärzte der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB), Dr. Gabriel Schmidt, und der neue Stiftungslehrstuhlinhaber, Prof. Dr. Antonius Schneider, über universitäre Aus- und Weiterbildungskonzepte der Zukunft.
„Ich sehe in der Gründung des Lehrstuhls neben der Optimierung der Ausbildung auch die Chance, die hausärztliche Versorgung mit Hilfe wissenschaftlicher Studien weiter zu verbessern“, betonte Prof. Dr. Peter Henningsen vom Klinikum rechts der Isar. Versorgungsforschung und hausärztlich orientierte klinische Forschung erhielten durch die Gründung des Lehrstuhls für Allgemeinmedizin an der TU München wichtige Impulse. Man habe mit Prof. Schneider „eine sehr gute Besetzung für den Lehrstuhl gefunden“, so Henningsen weiter.
Als Vertreter der niedergelassenen Hausärzte in Bayern warnte KVB-Vize Dr. Gabriel Schmidt vor künftig drohenden Lücken in der hausärztlichen Versorgung. Bereits heute sei jeder fünfte Hausarzt im Freistaat sechzig Jahre alt oder älter. Vor allem angesichts der demografischen Entwicklung sei es dringend geboten, den hausärztlichen Nachwuchs zu unterstützen. Neben dem neuen Stiftungslehrstuhl hat die KVB daher unter anderem eine Online-Börse für Weiterbildungsstellen eingerichtet und setzt sich für eine bessere finanzielle Förderung der Weiterbildung in der Allgemeinmedizin ein. „Ziel der KVB ist es, junge Medizinstudenten bereits frühzeitig für eine allgemeinärztliche Tätigkeit zu interessieren und ihnen die Breite und Vielfalt des Fachgebiets Allgemeinmedizin nahe zu bringen“, erklärte Schmidt. Denn qualifizierter Nachwuchs für die Hausarztpraxen sei dringend notwendig.
Dr. Helmut Platzer, legte sein Augenmerk auf einen weiteren Aspekt des Medizinstudiums: „Der AOK Bayern ist es ein Anliegen, dass medizinische Ausbildung mehr vermittelt als hochqualifiziertes medizinisches Know-how.“, so Platzer. Junge Ärzte sollten sich ihrer Rolle im Versorgungsgeschehen und der allgemeinen Rahmenbedingungen, unter denen sie arbeiten werden, bewusst sein. Die AOK Bayern sähe in den Hausärzten „unverzichtbare Lotsen durch das Gesundheitssystem“ und habe sich darum dafür entschieden, gemeinsam mit der KVB die Finanzierung des Stiftungslehrstuhls für Allgemeinmedizin für die nächsten sechs Jahre zu übernehmen.
Die „Studierenden für die Hausarztmedizin intensiv motivieren“ und „die Lücke zwischen Abschluss des Studiums und der Weiterbildungszeit zum Facharzt für Allgemeinmedizin“ schließen – das betrachtet der neue Allgemeinmedizin-Professor Antonius Schneider als seine wichtigsten Aufgaben. „Darüber hinaus möchte ich im Bereich der Versorgungsforschung problematische Aspekte der hausärztlichen Tätigkeit angehen und Möglichkeiten zur Verbesserung aufzeigen. Dabei ist es mein Ziel, nicht nur die hausärztliche Tätigkeit – in Forschung und Lehre – attraktiver zu machen, sondern auch die bereits vorhandenen attraktiven Aspekte wieder mehr in den Vordergrund zu rücken.“ Und auch für die Zeit nach dem Zweiten Staatsexamen seiner Studierenden hat Schneider Pläne: „In Kooperation mit der KV Bayerns und der Bayerischen Ärztekammer sollen Weiterbildungsverbünde geschaffen werden, um eine Strukturierung der Weiterbildung und damit Planungssicherheit zu erreichen“, so Schneider. Mit diesen und weiteren Maßnahmen könne es gelingen, „den drohenden Hausärztemangel abzuwenden oder wenigstens zu mildern“, hofft Schneider.
Pressekontakt:
Tanja Schmidhofer
Klinikum rechts der Isar
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