Hilfe vor der Geburt – Minimal-invasive Fetalchirurgie kann Babys mit gefährlichen Fehlbildungen retten
Hilfe vor der Geburt – Minimal-invasive Fetalchirurgie kann Babys mit gefährlichen Fehlbildungen retten
Am Klinikum rechts der Isar können neuerdings minimal-invasive fetalchirurgische Eingriffe am ungeborenen Kind bzw. an der Plazenta (Mutterkuchen) durchgeführt werden. Als Fetalchirurgie bezeichnet man chirurgische Eingriffe vor der Geburt, die Ärzte bei schweren und lebensbedrohlichen Erkrankungen oder Fehlbildungen vornehmen. Ziel eines solchen Eingriffs ist es, den natürlichen Verlauf der Krankheit so zu verändern, dass die Kinder lebend geboren werden und Folgeschäden verhindert werden können.
Die Abteilung für Perinatalmedizin an der Frauenklinik des Klinikums rechts der Isar ist die erste Einrichtung in Süddeutschland, in der hochqualifizierte Experten für die minimal-invasive Fetalchirurgie zur Verfügung stehen. Oberarzt Dr. Javier Ortiz hat während eines einjährigen Aufenthaltes am Hospital Clínic der Universität Barcelona, einem der renommiertesten Zentren der Welt, die Weiterbildung für Fetalchirurgie absolviert.
Mit den neuen Operationstechniken können die Ärzte die bisher praktizierte und mit hohen Risiken für Mutter und Kind verbundene „offene“ Fetalchirurgie umgehen. Bei der minimal-invasiven Fetalchirurgie muss der Arzt lediglich eine Hohlnadel und eine kleine Kamera (Fetoskop) in die Fruchtblase einführen. Dies ist durch einen etwa 3mm großen Schnitt an der mütterlichen Bauchdecke möglich.
Besonders bei eineiigen Zwillingsschwangerschaften auftretende Komplikationen, bei denen ein Zwilling mangelhaft mit Blut versorgt wird, wie z. B. das Zwillingstransfusionssyndrom, können so behandelt werden: Mit einem Laser verödet der Arzt die verbindenden Blutgefäße an der Plazenta, um die Blutumverteilung zwischen den Zwillingen zu stoppen.
Im noch selteneren Falle einer Lücke im Zwerchfell (Zwerchfellhernie) werden die Lungen durch die Bauchorgane zusammengedrückt. Bei einem minimal-invasiven Eingriff kann ein Ballon in die Luftröhre eingesetzt werden. Das führt zu einer Entfaltung der Lungen und verbessert die Überlebenschancen nach der Geburt.
Eine schwere Verengung der Aortenklappe (Hauptschlagaderklappe) kann zu einer Unterentwicklung der linken Herzkammer führen. Um dies zu verhindern, können die Ärzte während der Schwangerschaft die Klappe mit einem Ballon erweitern.
Bildunterschrift: Gefäßanastomosen (verbindende Blutgefäße) an der Plazenta vor und nach der Laserverödung bei Zwillingstransfusionssyndrom