Kardiologen am Klinikum setzen kleinsten Herzschrittmacher der Welt ein

Kardiologen am Klinikum setzen kleinsten Herzschrittmacher der Welt ein

Die nächste Generation des Herzschrittmachers hält Einzug in deutschen Kliniken. Vergangene Woche setzten Ärzte am Klinikum rechts der Isar der TU München einem Patienten einen neuartigen Herzschrittmacher ein. Heinrich S., 65, der unter langsamem Herzschlag litt, erhielt in einem Kathetereingriff ein winziges Gerät implantiert, das sein Herz wieder auf Trab bringen soll. Die Kardiologen der Klinik für Innere Medizin I gehören somit  zu den Ersten, die diesen Eingriff durchführen.

Bisher hatten Herzschrittmacher eine Größe von fünf Zentimeter Durchmesser und waren mit Kabeln verbunden. Patienten, die ein solches Gerät benötigten, erhielten einen Schnitt unterhalb des Schlüsselbeins. Über eine Vene wurde dann eine ca. 60 cm lange Sonde in der rechten Herzkammer verankert. Die Sonde wurde mit einem Schrittmacheraggregat verbunden, das in einer Tasche unterhalb des Schlüsselbeins platziert wurde. Über die Sonde leitete das Aggregat Impulse weiter, die das kranke Herz „beschleunigen“ sollten. Das neue Gerät in Form einer Kapsel ist knapp zwei Zentimeter lang, wiegt lediglich zwei Gramm und kommt völlig ohne Kabel aus.

Heinrich S. litt unter Schwindel und Leistungsschwäche. Die Ärzte diagnostizierten eine Bradykardie, einen verlangsamten Herzschlag. Sein Puls schlug nur zwischen 30- und 40-mal pro Minute. Dr. Simon Schneider, Geschäftsführender Oberarzt und Leiter der Herzschrittmacherabteilung am Klinikum rechts der Isar, setzte dem Patienten unter lokaler Betäubung den Herzschrittmacher namens Micra TPS der Firma Medtronic ein. Über einen Zugang an der Leiste führte er das Minigerät durch die Vene bis zum Herzen und verankerte es in der großen Herzkammer. Dort gibt es direkt Impulse, die das Herz wieder häufiger schlagen lassen. „Wir haben die Herzkapsel minimalinvasiv über die Leistenvene implantiert. Das ist die nächste Generation des Herzschrittmachers“, erklärt Schneider.

Ärzte und Patient waren mit dem Verlauf der Operation zufrieden. Nach dem knapp einstündigen Eingriff hatte  Heinrich S. einen Puls von 60 und fühlte sich deutlich besser als zuvor. Der Patient erhielt den neuartigen Herzschrittmacher, da er im Rollstuhl sitzt. Für ihn wäre eine Bewegungseinschränkung der Arme oder Schultern, wie das herkömmliche Verfahren mit sich bringen könnte, ein dramatischer Einschnitt gewesen. „Das Gerät eignet sich für Patienten, die einen Einkammer-Herzschrittmacher benötigen“, erklärt Dr. Simon Schneider. „Besonders vorteilhaft ist er für Patienten, die ein erhöhtes Risiko für Infektionen mitbringen, weil sie etwa unter Begleiterkrankungen leiden.“ Die Batterie des Systems hält sieben bis zehn Jahre.

Die Kosten für den neuen Herzschrittmacher betragen etwa 10.000 Euro. Derzeit übernehmen die Krankenkassen die Kosten nur in Ausnahmefällen.

Kontakt:
Dr. Simon Schneider
Geschäftsführender Oberarzt
Leiter der Abteilung für Schrittmacher und ICD
Klinik für Innere Medizin I
Klinikum rechts der Isar
Tel. 089 4140-2947
simon.schneideratmri.tum.de

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