Modernes Simulationszentrum für angehende Ärzte am Klinikum rechts der Isar

Modernes Simulationszentrum für angehende Ärzte am Klinikum rechts der Isar

Die Medizinische Fakultät der Technischen Universität München am Klinikum rechts der Isar geht mit einem innovativen Simulationszentrum neue Wege in der Ausbildung von Medizinstudierenden. Seit dem Wintersemester können angehende Ärztinnen und Ärzte dort praktische Fähigkeiten für den späteren Umgang mit Patienten lernen. Das Simulationszentrum bildet einen zentralen Baustein im Ausbildungskonzept. Alle Medizinstudierenden absolvieren pro Studienjahr mindestens ein Lernmodul, in dem sie bestimmte Aufgabenstellungen aus der Praxis meistern müssen.

Was macht man als Arzt mit einem Patienten, der einen Herzinfarkt oder einen allergischen Schock erleidet? Herzdruckmassage, Sauerstoff geben, eine Infusion legen, ihn künstlich beatmen, mit Medikamenten versorgen – je nach Diagnose und natürlich in der richtigen Reihenfolge. Diese Situationen müssen Medizinstudierende praktisch üben, bevor sie am Patienten tätig werden. Aus der Luftfahrt, wo das Training mit Simulatoren Standard ist, haben die Universitäten in den letzten Jahren die Simulation auch für die Medizinerausbildung übernommen. Auch am Klinikum rechts der Isar werden schon lange moderne Patientensimulatoren, so genannte Simulations-Mannequins, eingesetzt. Diese weisen die menschlichen Vitalfunktionen wie Puls, Blutdruck, Atmung auf, können Krankheitssymptome zeigen und reagieren auf Maßnahmen der Ärzte.

Praxisnahe Medizinerausbildung mit neuester Technik
Mit dem Simulationszentrum wird die praxisnahe Ausbildung nun in ein umfassendes Konzept integriert. Verschiedene Räume bilden die Realität im Krankenhaus ab: auf einer Fläche von 600 Quadratmetern stehen ein OP-Saal, ein Zimmer einer Intensivstation, ein normales Patientenzimmer und mehrere Untersuchungszimmer mit einem Debriefing-Raum zur Verfügung. An Patientensimulatoren können die Studierenden Hands-on üben und ihr theoretisches Wissen in die Praxis umsetzen.

Die aufwändige technische Ausstattung des Zentrums wurde speziell auf die Bedürfnisse der praxisorientierten Ausbildung zugeschnitten. Mit dem innovativen Audio-Videosystem können parallel in allen Räumen Unterrichtseinheiten aufgezeichnet und gleichzeitig analysiert werden.

Speziell entwickelte Ausbildungsmodule
Im TUM MeDiCAL wurden Lernmodule für jedes der drei klinischen Studienjahre entwickelt, in denen die Studierenden im Simulationszentrum praktisch lernen können. Die angehenden Ärzte beschäftigen sich mit den Themen „Akute Lebensgefahr“, Hygiene“ und „Stationsmanagement“. Zu jedem Thema gehören ein Basis- und ein Fortgeschrittenenkurs.  Prof. Pascal Berberat, der Leiter des MedizinDidaktischen Centrums für Ausbildungsforschung und Lehre (TUM MeDiCAL), erklärt: "Bei diesen drei Themen handelt es sich um hochrelevante Aspekte des ärztlichen Alltags, die heute noch oft in unserer Ausbildung zu kurz kommen und die sich perfekt eignen, alle technischen Möglichkeiten eines Simulationszentrums mit dessen didaktischem Potential zu nutzen.“

Je sechs Studierende spielen unter der Betreuung erfahrener Tutoren aus dem Klinikum verschiedene Szenarien durch. Die Aufgabenstellungen sind mit umfassenden Regieanweisungen genau vorbereitet, so dass sie jedes Mal identisch und vergleichbar sind. Für die Studierenden sind unterschiedliche Rollen als Akteur, aktiver Beobachter und so genanntes „Superhirn“ (Supermind) definiert. Das Superhirn extrahiert die wesentlichen Einzelschritte aus dem Gesamtablauf. Die Rollen werden gewechselt, so dass innerhalb eines Kurses jeder die verschiedenen Sichtweisen durchläuft. Eine wesentliche Säule der Lerneinheiten sind die Debriefings, in denen die Gruppe anhand der Videoaufzeichnungen die Aufgaben analysiert und strukturiertes Feedback bekommt.
Meike Kühnel, die Leiterin des Simulationszentrums, erläutert: „Mit unserem Konzept setzen wir Ergebnisse aus der aktuellen Lernforschung um. Die Studierenden arbeiten in Kleingruppen, damit jeder und jede Einzelne einen aktiven Part übernimmt. Besonders wichtig sind die Analyse und Besprechung der durchgeführten Aufgaben. Dafür ist ein großer Teil der Zeit vorgesehen.“

Insgesamt durchlaufen pro Semester etwa 1200 Studenten eines der drei Module. Zusätzlich werden am Simulationszentrum Blockpraktika in Chirurgie und Kurse in ärztlicher Gesprächsführung durchgeführt, die bisher in der Klinik bzw. in Vorlesungsräumen stattfanden. Auch für die Vertiefung einzelner Fächer im Praktischen Jahr (PJ) des Medizinstudiums können Kurse im Simulationszentrum veranstaltet werden. Hier werden zukünftig in einer Akademiestruktur Inhalte wie die „operative Medizin“, die „sprechende Medizin“ oder in Zusammenarbeit mit der Pflege ein interprofessionelles Modul angeboten.

Die Kosten von etwa drei Millionen Euro für das Simulationszentrum werden hauptsächlich über Studienzuschüsse, Mittel der Fakultät, Extramittel des Bayerischen Staatministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst aber auch über Spenden aus der Industrie finanziert.

 

Bildunterschriften:
Simulationszentrum 1: Medizinstudierende im zehnten Semester trainieren am Simulations-Mannequin die Versorgung einer lebensbedrohlichen allergischen Reaktion (Foto: E. Mitterwallner, Klinikum rechts der Isar)

Simulationszentrum 2: Medizinstudierende im zehnten Semester trainieren unter Anleitung der Anästhesistin Dr. Charlotte Fegert (2. von rechts) am Simulations-Mannequin die Versorgung einer lebensbedrohlichen allergischen Reaktion (Foto: E. Mitterwallner, Klinikum rechts der Isar)

 

 

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