Neue Behandlungsalternative bei Schlafapnoe: Implantierter Pulsgenerator hält Atemwege im Schlaf offen
Neue Behandlungsalternative bei Schlafapnoe: Implantierter Pulsgenerator hält Atemwege im Schlaf offen
Ausgeruht nach einem erholsamen Schlaf erwachen und voller Energie in den Tag starten – etwa vier bis sechs Prozent der Bevölkerung können davon nur träumen. Sie leiden an der obstruktiven Schlafapnoe, einer Atmungsstörung, bei der es während des Schlafs immer wieder zu Atemstillständen kommt. Die Folge: Der Schlaf ist nicht erholsam, die Betroffenen sind tagsüber extrem müde, das Herz-Kreislauf-System ist stark belastet. In der Regel wird Schlafapnoe mit einer nächtlichen Beatmungstherapie behandelt. Für die Menschen, die damit nicht zurechtkommen, bietet die HNO-Klinik am Klinikum rechts der Isar der TU München jetzt eine wirksame Alternative an: Die Stimulation der oberen Atemwege mit Hilfe eines Implantates.
Bei der Schlafapnoe entspannt sich im Schlaf die ringförmige Muskulatur um die oberen Atemwege. Dadurch kommt es zu einem Verschluss des Luftweges und zu sekundenlangen Atemstillständen. Der Sauerstoffgehalt des Blutes fällt ab, es folgen Weckreaktionen des Körpers („Arousals“), aufgrund derer die Atmung wieder einsetzt. Diese Aufweckreaktionen werden von den Betroffenen meist nicht bewusst wahrgenommen, bewirken aber beispielsweise einen beschleunigten Puls. Die Folge ist ein nicht erholsamer Schlaf, was meistens zu einer ausgeprägten Tagesmüdigkeit führt. Hinzu kommt, dass die nächtlichen Sauerstoffabfälle auch für das Herz-Kreislauf-System mit negativen Folgen verbunden sind. So steigt das Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall, aber auch für Diabetes mellitus. Die obstruktive Schlafapnoe muss daher in jedem Fall behandelt werden.
Die gängige Behandlungsmethode bei Schlafapnoe ist die nächtliche Beatmungstherapie. Doch nicht alle Betroffenen kommen damit gut zurecht. Das Schlaflabor der HNO-Klinik am Klinikum rechts der Isar bietet daher nun mit der „Oberen Atemwegsstimulation (UAS)“ eine alternative Behandlungsmöglichkeit an. Bei der UAS stimuliert ein Implantat den im Hals befindlichen Unterzungennerv (Nervus hypoglossus). Dieser aktiviert die im Schlaf herabgesetzte Muskelspannung, sodass die Atemwege offen gehalten werden.
Dr. Clemens Heiser, Oberarzt der HNO-Klinik, erläutert: „Das Herzstück der Therapie ist eine Elektronikkomponente (IPG), die wir unter das Fettgewebe der rechten Brust implantieren. Von dort führen wir unter der Haut eine Stimulationselektrode zum Unterzungennerv, die in der Nacht die Impulse des IPG an den Nerv abgibt. Eine weitere mit dem IPG verbundene Elektrode platzieren wir im Zwischenrippenraum auf der rechten Seite. Dieser Sensor ermittelt die Ein- und Ausatmung, da eine Stimulation des Unterzungennervs nur während der Einatmung stattfindet.“
Mit Hilfe einer Fernbedingung kann der Patient den Stimulator dann für die Nacht ein- und ausschalten, zudem kann er innerhalb eines festgelegten Bereichs die Stärke der Stimulation selbst verändern.
Der Ablauf der Versorgung
Interessiert sich ein Patient für eine UAS, prüfen die Ärzte der HNO-Klinik zunächst, ob die entsprechenden Voraussetzungen vorliegen: Wenn die gängige Beatmungstherapie nicht in Frage kommt, das Körpergewicht nicht zu hoch ist und bestimmte Vorerkrankungen ausgeschlossen werden können, wird eine Schlafvideoendoskopie durchgeführt. Diese Untersuchung klärt, ob die vorliegenden nächtlichen Verschlüsse der Atemwege mit einer UAS wirksam behandelt werden können.
Die Operation, die etwa zwei bis drei Stunden dauert und unter Vollnarkose erfolgt, erfordert dann einen stationären Klinikaufenthalt von etwa vier bis fünf Tagen. Direkt nach der Entlassung kann der nächtliche Schrittmacher noch nicht genutzt werden, da das System zunächst einheilen muss. Etwa vier bis sechs Wochen nach der Operation wird das System unter ärztlicher Betreuung in der Ambulanz der HNO-Klinik erstmals eingeschaltet. Nachdem in der Eingewöhnungsphase die Standardwerte des Schrittmachers eingestellt waren, verbringen die Patienten schließlich nach einigen Wochen nochmals eine Nacht zur Feinabstimmung im Schlaflabor. Nun erfolgen je nach Befund bzw. Beschwerden jährliche Kontrollen.
Positive Erfahrungen
Clemens Heiser ist mit den ersten Erfahrungen sehr zufrieden: „Unsere Patienten, die bisher ein Implantat erhalten haben, haben alle von der Therapie profitiert. Die meisten litten schon seit Jahren an obstruktiver Schlafapnoe, die ihren Alltag stark eingeschränkt hat. Die Behandlung mit der Stimulation der oberen Atemwege trägt erheblich dazu bei, dass ihre Lebensqualität wieder hergestellt werden konnte.“