Osteoporose – der stille Knochendieb
Osteoporose – der stille Knochendieb
Interdisziplinäres Osteoporose-Zentrum im Klinikum rechts der Isar eröffnet
Mit der Diagnose und Therapie von Osteoporose beschäftigt sich das neue Interdisziplinäre Osteoporose-Zentrum am Klinikum rechts der Isar. In der neuen Einrichtung arbeiten alle relevanten Fachrichtungen unter der Federführung der Frauenklinik sowie der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie zusammen. Ziel des Zentrums ist neben der Behandlung und Beratung von Patienten auch die Erforschung innovativer Ansätze.
Die Osteoporose ist eine häufige Erkrankung des Knochens, die ihn für Frakturen anfälliger macht. Die Krankheit ist durch eine Abnahme der Knochendichte durch den übermäßig raschen Abbau der Knochensubstanz und -struktur gekennzeichnet. Osteoporose betrifft 30 Prozent aller Frauen und 15 Prozent aller Männer überwiegend im höheren Lebensalter. Gefürchtet ist vor allem die Schenkelhals-Fraktur, die mit einer Sterblichkeit von 20 Prozent im ersten Jahr und hohem nachfolgenden Pflegebedarf einhergeht. Die WHO zählt Osteoporose zu den 10 wichtigsten Krankheiten; vor allem auf die Industrie-Länder kommen durch sie mit der immer höheren Lebenserwartung immer mehr Aufwendungen zu.
Schwerpunkte des Interdisziplinären Osteoporose-Zentrums
Das neue Osteoporose-Zentrum des Klinikums rechts der Isar, das auf Initiative des Ärztlichen Direktors Prof. Reiner Gradinger und der Direktorin der Frauenklinik Prof. Marion Kiechle entstand, wird von PD Dr. Vanadin Seifert-Klauss (Frauenklinik) und Prof. Hans Rechl (Klinik für Orthopädie) geleitet. PD Dr. Seifert-Klauss erläutert das Ziel der Einrichtung: „Unser Hauptanliegen ist die Beratung, Diagnostik und Therapie bei Osteoporose sowie die Prävention von Frakturen. Dabei arbeiten wir eng mit allen relevanten Kliniken und Zentren des Klinikums zusammen. So besprechen wir beispielsweise in einem regelmäßig stattfindenden Osteoporose-Board Diagnostik und Therapieoptionen für unsere Patienten interdisziplinär.“
Weitere klinische und wissenschaftliche Schwerpunkte des Zentrums sind:
- Osteoporose in der Jugend und Adoleszenz
- Osteoporose im Rahmen chronischer Erkrankungen
- Schwangerschafts-assoziierte Osteoporose: Prävention und Therapie
- Peri- und Postmenopausale Osteoporose
- Cancer Induced Bone Disease (CIBD) / Medikamenten-induzierte Osteoporose
- Gezielte Erkennung schneller Progression von Knochenabbau
- Präzisierung der Risiko-Erkennung
Präventive Maßnahmen zielgenau auswählen
Ein besonderes Augenmerk legen die Ärzte des Osteoporose-Zentrums auf das Thema Prävention und Früherkennung. Prof. Rechl erklärt die Hintergründe: „Da die Erkrankung schleichend auftritt und zunächst keine Symptome zeigt, ist es von entscheidender Bedeutung, sie möglichst früh zu erkennen und bei vorliegenden Risikofaktoren rechtzeitig präventive Maßnahmen wie zum Beispiel spezielle Osteoporose-Medikamente zu ergreifen.“ Die Herausforderung für die Mediziner besteht nun darin, Risiko-Patienten möglichst zielgenau auszuwählen. Prof. Rechl: „Bei niedrigem Osteoporose-Risiko müssten statistisch 2.000 Menschen ein Jahr lang vorbeugend Medikamente nehmen, um eine einzige Fraktur zu verhindern. Wird die Gruppe besser auf ein höheres Risiko eingegrenzt, sinkt diese Zahl auf unter 100 Jahrestherapien für eine verhütete Fraktur. Aber auch diese Zahl ist noch zu hoch, so dass wir auch mit neuen diagnostischen Methoden daran arbeiten, besonders gefährdete Patienten noch besser zu erkennen.“ Das Interdisziplinäre Osteoporose-Zentrum orientiert sich zur Abschätzung eines erhöhten Risikos (d.h. ein 10-Jahres-Fraktur-Risiko über 20 Prozent) an den Leitlinien des Dachverbands der osteologischen Gesellschaften (DVO): Bei der Bewertung werden verschiedene Risikofaktoren sowie die Messung der Knochendichte und das Lebensalter einbezogen.
Auf Grund mangelnder Daten ist vor allem für die Therapie von Frauen unter 60 Jahren nur eine „Einzelfallentscheidung“ möglich. PD Dr. Seifert-Klauss: „Wir haben in einem Kollektiv von Frauen unter 60 Jahren ein 10-Jahres-Fraktur-Risiko von 30 Prozent identifiziert und auf dieser Grundlage einen Algorithmus entwickelt. Damit können wir im Interdisziplinären Osteoporose-Zentrum nun auch jüngeren Frauen eine sinnvolle Prävention ermöglichen.“
Sprechstunden
Die Ärzte des Interdisziplinären Osteoporose-Zentrums stehen Patientinnen und Patienten für einen Beratungs- und Untersuchungstermin zu folgenden Zeiten im Gebäude der Frauenklinik zur Verfügung:
Montag 9 - 11 Uhr
Mittwoch 9 - 11 Uhr und 13 - 14:30 Uhr
Donnerstag 9 - 11 Uhr und 13 - 15 Uhr
Anmeldung:
4140-2446 oder -7528 (Gynäkologische Ambulanz)
4140-2276 oder -4049 (Orthopädische Ambulanz)
Studienteilnehmerinnen gesucht
Das Osteoporose-Zentrum sucht noch Studienteilnehmerinnen im Rahmen der Untersuchung „Perimenopausale Knochendichte und Ovulation“ (PEKNO-Studie). Die Frauen sollten über 45 Jahre alt sein, keine Hormone einnehmen und noch einen Zyklus haben (Zykluslänge nicht über 42 Tage). Sie sollen mit Hilfe eines Ovulationsmonitors, den sie gestellt bekommen, ihr eigenes Zyklusgeschehen erfassen und alle sechs Monate zu einer Blutabnahme und Befragung kommen. Zu Beginn und zum Ende der Studie wird eine für die Studienteilnehmerinnen kostenlose Knochendichte-Messung durchgeführt. Es handelt sich um eine reine Beobachtungs-Studie, es werden keine Medikamente verabreicht.
Hintergrund ist die Suche nach „Knochen-Schnell-Verliererinnen“ („Fast loosers“), denn ca. 25 Prozent der Frauen verlieren während der Wechseljahre überdurchschnittlich viel Knochendichte. Sie sind durch den besonders raschen Verlust stärker gefährdet, einen Wirbelkörper-Bruch zu erleiden.
Interessierte können sich per E-Mail unter endokrinologielrz.tum.de oder telefonisch unter der Telefon-Nummer 4140-6759 oder über das Studien-Handy 0175/6066619 melden und erhalten dann weitere Informationen.
Pressekontakt:
Tanja Schmidhofer
Klinikum rechts der Isar
Ismaninger Str. 22 · D-81675 München
Fon 089 . 4140 20 46
Fax 089 . 4140 49 29
tanja.schmidhofermri.tum.de