Sechs EU-Forschungspreise für Fakultät für Medizin und Klinikum rechts der Isar

Sechs EU-Forschungspreise für Fakultät für Medizin und Klinikum rechts der Isar

Sechs Wissenschaftler des Klinikums rechts der Isar und der Fakultät für Medizin der Technischen Universität München waren in der diesjährigen Vergaberunde der ERC-Grants erfolgreich. Die geförderten Projekte beschäftigen sich mit Themen wie der Erforschung von Krebs, Diabetes und Adipositas, des Immunsystems, entzündlicher Hauterkrankungen und der Entwicklung innovativer Bildgebungsmethoden.

Die Forschungspreise des European Research Council (ERC) zählen zu den angesehensten Forschungsförderungen in Europa. Sie werden in drei Kategorien vergeben: Starting Grants für vielversprechende Nachwuchswissenschaftler, Consolidator Grants für Forscher, deren Promotion zwischen zwei und sieben Jahre zurückliegt, und Advanced Grants für etablierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die seit mindestens zehn Jahren in ihrem Bereich forschen. Die Fördersumme beträgt jeweils bis zu 3,5 Millionen Euro.

Prof. Vasilis Ntziachristos, Direktor des Instituts für Biologische Bildgebung, und Diabetesforscher Prof. Mathias Tschöp erhalten je einen Advanced Grant. Prof. Florian Bassermann und Prof. Marc Schmidt-Supprian aus der III. Medizinischen Klinik bekamen den Zuschlag für Consolidator Grants, Starting Grants werden an Prof. Kilian Eyerich aus der Klinik für Dermatologie und Dr. Dimitrios C. Karampinos vom Institut für Radiologie vergeben.
Der Wettbewerb um die EU-Förderung ist sehr hart: Dieses Jahr hatten sich für die Starting Grants 940 Projekte in der Kategorie Lebenswissenschaften beworben, nur zehn Prozent erhielten den Zuschlag.

Weitere Informationen zu den Forschern und ihren Projekten

ERC Advanced Grants

Prof. Dr. Vasilis Ntziachristos
Prof. Vasilis Ntziachristos wird eine seltene Ehre zuteil: Der ERC spricht ihm zum zweiten Mal einen Advanced Grant zu. Bereits 2008 förderte die EU die Entwicklung der Bildgebungsmethode MSOT (Multi-Spectral Optoacoustic Tomography). Mit dieser Technologie lassen sich präzise 3D-Tiefendarstellungen von Körpergewebe erstellen. Dazu erwärmen schwache Laserimpulse die Zielregion, was zu minimalen Vibrationen im Gewebe führt. Diese erfassen die Forscher dann mit einem Sensor und übersetzen sie in hochauflösende dreidimensionale Bilder. Das Verfahren funktioniert nichtinvasiv, ohne Strahlenbelastung und ohne Kontrastmittel. Erste Erfolge zeigte die Technologie etwa bei der Analyse bestimmter Hautkrebsformen.

Mithilfe des neuen ERC-Grants wollen Prof. Ntziachristos und sein Team MSOT weiterentwickeln. Der Name des aktuellen Projekts „PREMSOT“ steht für Precision Multi-Spectral Optoacoustic Tomography. Eines der Ziele ist es, die Empfindlichkeit der Methode weiter zu steigern und technische Einschränkungen abzubauen. Dadurch würde auch eine Anwendung in den Bereichen der Entzündungs- und Stoffwechseldiagnostik oder in der Neurologie möglich. Zudem soll ein kostengünstiges tragbares Gerät entwickelt werden, das MSOT und Ultraschall kombiniert.

Den Lehrstuhl für Biologische Bildgebung der TUM hat Vasilis Ntziachristos seit 2007 inne. Eng mit dem Lehrstuhl verknüpft ist das – ebenfalls von Prof. Ntziachristos geleitete – das Institut für Biologische und Medizinische Bildgebung am Helmholtz Zentrum München. Dort ist auch „PREMSOT“ primär angesiedelt. Für die MSOT-Technologie wurde Prof. Ntziachristos 2014 der Deutsche Innovationspreis zugesprochen. Neben den zwei ERC Advanced Grants erhielt Prof. Ntziachristos 2012 einen „Proof of Concept Grant“ des ERC.

Prof. Dr. Matthias Tschöp
Auch Prof. Matthias Tschöp von der Fakultät für Medizin erhält einen ERC Advanced Grant. In seinem Projekt „HypoFlam“ wird er den Zusammenhang zwischen zucker- und fettreicher Ernährung, entzündungsähnlichen Vorgängen in bestimmten Hirnregionen sowie dem Auftreten von Adipositas (Fettleibigkeit) und Diabetes untersuchen.

In einer vorangegangenen Studie hatten Prof. Tschöp und sein Team herausgefunden, dass durch eine zucker- und fettreiche Ernährung traumatische Zellveränderungen in Teilen des Hypothalamus auftreten. In dieser Hirnregion werden beim Menschen unter anderem die Aufnahme von Flüssigkeit und Nahrung, aber auch der Zucker- und Fettstoffwechsel gesteuert.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nehmen an, dass diese Veränderungen im Hypothalamus langfristig zu Fettleibigkeit und dem Auftreten von Typ-2-Diabetes beitragen, weil sie zentrale Regelkreisläufe in ihrer Funktion beeinträchtigen. Die Forscher wollen nun die zu Grunde liegenden molekularen Mechanismen aufklären, um neue Therapien zu entwickeln. Ein besonderer Fokus liegt hierbei nicht nur auf der Beteiligung der Nervenzellen, sondern auch auf der Rolle von Stützzellen (Astrozyten), „Fresszellen” (Mikroglia) und bestimmten weißen Blutkörperchen (Lymphozyten), die Prof. Tschöp und sein Team ebenfalls im Hypothalamus nachweisen konnten.

Prof. Tschöp ist seit 2011 Inhaber des Lehrstuhls für Stoffwechselerkrankungen an der TUM. Er ist zudem wissenschaftlicher Direktor des Helmholtz Diabetes Zentrums am Helmholtz Zentrum München, wo das „HypoFlam“-Projekt primär angesiedelt ist. 2012 erhielt er als erster deutscher Mediziner die renommierte Alexander-von-Humboldt-Professur, seit 2013 ist Tschöp Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

ERC Consolidator Grants

Prof. Dr. Florian Bassermann
Prof. Bassermann, Oberarzt in der III. Medizinischen Klinik und Leiter der Abteilung „Cell Biology of Cancer“ am Klinikum rechts der Isar, erhält einen ERC Consolidator Grant für sein Projekt „BCM-UPS“. Der Wissenschaftler forscht mit seinem Team an neuen Therapieansätzen gegen bösartige B-Zell-Lymphome wie das Mantelzelllymphom oder das Multiple Myelom. Diese sind eine Untergruppe der Non-Hodgkin-Lymphome, bei denen Patienten sehr schlechte Prognosen haben.

In früheren Studien fand Bassermann bereits heraus, dass Fehlfunktionen von bestimmten Enzymen des zellulären Ubiquitin-Proteasom-Systems (UPS) für die Entstehung und Ausprägung dieser Krebsformen eine entscheidende Rolle spielen. Das UPS-System ist unter anderem an der DNA-Reparatur beteiligt.

Einige dieser Enzyme des UPS-Systems könnten als mögliche Biomarker oder therapeutische Ziele bei Lymphomen dienen. Mit der europäischen Förderung will der Forscher jetzt ihr Zusammenspiel genauer untersuchen. In seinem interdisziplinären Ansatz sollen sowohl zellbiologische und proteomische Ansätze, Mausmodelle und klinische Patientenstudien als auch genetische Screenings von Gewebeproben zum Einsatz kommen.
Florian Bassermann ist seit April 2015 Tenure Track Professor an der TUM.

Prof. Dr. Marc Schmidt-Supprian
In einem interdisziplinären Versuchsansatz möchte Prof. Schmidt-Supprian die Reifung von B-Zellen erforschen, ein essenzieller Prozess für unsere adaptive Immunabwehr. Schmidt-Supprian ist Leiter der Forschungsgruppe „Molekulare Immunpathologie und Signaltransduktion“ an der III. Medizinischen Klinik des Klinikums. Im Laufe ihres Lebens werden B-Zellen entweder zu langlebigen Gedächtniszellen oder zu Plasmazellen, die Antikörper zur Verteidigung gegen feindliche Mikroorganismen produzieren, unter anderem gegen Bakterien, Viren und Parasiten.
Laufen einzelne Schritte in diesem Reifeprozess falsch ab, können Autoimmunerkrankungen entstehen. Der Fokus von Prof. Schmidt-Supprian liegt vor allem darauf, wie sich die Ausstattung von Proteinen innerhalb der Zelle während der Entwicklung der B-Zelle verändert und wie sie reguliert wird.

Besonders die so genannten RNA-bindenden Protein (RBPs) sind dabei noch wenig erforscht. Sie steuern auf RNA-Ebene, wieviel von einem Protein hergestellt wird. Sowohl mit neuen Mausmodellen und Proteomik-Studien als auch mit neuartigen Zellkultursystemen möchte der Wissenschaftler die Rolle dieser regulatorischen Proteine bei der B-Zell-Reifung genauer erforschen.
2014 wurde Marc Schmidt-Supprian als Tenure Track Professor für Experimentelle Hämatologie an die TUM berufen.

ERC Starting Grants

Prof. Dr. Kilian Eyerich
Das Projekt „IMCIS“ von Prof. Kilian Eyerich, Oberarzt der Klinik für Dermatologie und Allergologie, widmet sich chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen wie Schuppenflechte (Psoriasis) oder Neurodermitis (atopisches Ekzem). Der Mediziner möchte mit seinem Team ein ausführliches und standardisiertes Diagnoseverfahren entwickeln, für das insgesamt 86 Parameter individuell bei jedem Patienten erhoben und untersucht werden. Hierzu gehören neben histologischen Untersuchungen des Gewebes auch molekulare Analysen.

Der Ansatz soll interdisziplinär sein, so dass klinische, histologische und Laborwerte zusammengeführt und bioinformatisch ausgewertet werden. Ziel des Projekts ist es, Biomarker zu identifizieren, mit denen sich der Verlauf der Krankheiten und Therapieerfolge frühzeitig vorhersagen lassen.

Seit Januar 2014 ist Kilian Eyerich Tenure Track Professor an der TUM für das Gebiet Experimentelle Dermato-Immunologie im Rahmen einer Heisenberg-Professur.

Dr. Dimitrios C. Karampinos
Dr. Dimitrios C. Karampinos, Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie des Klinikums, erhält die angesehene EU-Forschungsförderung für sein Forschungsprojekt „ProFatMRI“. Darin konzentriert er sich auf die Weiterentwicklung der Magnetresonanztomografie (MRT; engl. Magnetic Resonance Imaging, MRI), um das menschliche Fettgewebe im lebenden System zu untersuchen.

Dr. Karampinos wird neuartige MRT-Methoden entwickeln, um erstmals die Mikrostrukturen von Fettgewebe, insbesondere des braunen Fettgewebes und des Knochenmarkfetts, nichtinvasiv zu untersuchen und zu quantifizieren. Durch solche Entwicklungen können die Diagnose und Therapie von Krankheiten wie dem metabolischen Syndrom  ̶  eine Kombination aus Fettleibigkeit, Insulinresistenz und Bluthochdruck  ̶  oder Osteoporose vorangetrieben werden. Bei beiden Erkrankungen spielt das Fettgewebe innerhalb des Knochens oder in verschiedenen Körperfettdepots eine wichtige Rolle für deren Verlauf und die Ausprägung.

Nach seinem Maschinenbaustudium in Athen und seiner Promotion in Bioingenieurs¬wissenschaften an der Universität von Illinois in Urbana-Champaign, arbeitete Dimitrios Karampinos im Radiologie-Department an der Universität San Francisco. Seit September 2012 ist er Leiter der Gruppe „Body Magnetic Resonance Imaging” am Institut für diagnostische und interventionelle Radiologie.

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