Vorgezogenes Weihnachtsgeschenk

Vorgezogenes Weihnachtsgeschenk

Ehemaliger Transplantationschirurg des Klinikums spendet seiner Lebensgefährtin eine Niere

Die Transplantationsexperten um Prof. Stefan Thorban und Privatdozent Dr. Lutz Renders am Klinikum rechts der Isar der TU München haben letzte Woche – wie so häufig – eine Nierentransplantation durchgeführt. Das Besondere: Der Spender Prof. Manfred Hölscher hat in den 80er-Jahren die Abteilung für Transplantationschirurgie am Klinikum mit aufgebaut. Er spendete seiner Lebensgefährtin Gerlinde Diel eine Niere. Eine Woche nach der Operation sind beide wohlauf. Hölscher kann das Klinikum heute verlassen. Frau Diel bleibt noch im Klinikum, da sie noch mit immunsupprimierenden Medikamenten eingestellt wird.

Die 70-jährige Gerlinde Diel leidet seit über zehn Jahren an einer Leichtketten-Amyloidose, einer krankhaften Veränderung der Proteine, wodurch ihre Nieren immer weniger funktionierten. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich in den letzten Jahren immer mehr. Sie litt unter extremer Müdigkeit, unter Wassereinlagerungen, häufigen Krämpfen und konnte kaum essen. Dazu kam das Gefühl, dass ihr Körper sich nach und nach vergiftete. Weil ihre Nierenerkrankung kontinuierlich fortschritt, wurde sie für eine Transplantation vorbereitet. Ihre Chancen, eine Spenderniere von einem Verstorbenen zu bekommen, standen schlecht, da es in Deutschland viel zu wenige Organspender gibt und deswegen die Wartezeit für eine Transplantation vier bis sechs Jahre beträgt.

Nach einigen medizinischen Untersuchungen hatte ihr Lebensgefährte Prof. Manfred Hölscher (68) Gewissheit, dass er mit der Blutgruppe Null positiv und zwei funktionierenden Nieren für eine Spende in Frage käme. Er entschloss sich, ihr seine linke Niere zu spenden. Ursprünglich wollte er die Transplantation nicht am Klinikum rechts der Isar vornehmen lassen, da er sich immer noch mit dem Haus „verwandt“ fühlt und die Chirurgen normalerweise keine Organe von ihnen nahestehenden Menschen transplantieren. Schließlich entschieden er und seine Lebensgefährtin sich doch dafür, sich in die Hände der Transplantationschirurgen um Prof. Helmut Friess und Prof. Stefan Thorban zu begeben. Für die internistische Vorbereitung der Operation waren Prof. Uwe Heemann und Privatdozent Dr. Lutz Renders von der Abteilung für Nephrologie zuständig.

Am Klinikum rechts der Isar wurden im Jahr 2010 etwa 100 Organtransplantationen vorgenommen, davon 20 Lebendspenden von Nieren.

Prof. Hölscher war von 1982 bis 1992 leitender Oberarzt in der Chirurgischen Klinik des Klinikums und baute zusammen mit dem damaligen Klinikdirektor Prof. Siewert 1985 die Transplantationschirurgie am Klinikum auf. Mit seiner Habilitationsarbeit leistete er einen wichtigen Beitrag für die Verbesserung von Nierentransplantationen: Er entwickelte eine Konservierungslösung, die es möglich machte, dass ein Ärzteteam die Niere erst beim Spender entnimmt und dann beim Empfänger einsetzt. Davor mussten zwei Operationsteams parallel arbeiten, da die gespendete Niere nicht aufbewahrt werden konnte. Die heute international gebräuchliche Konservierungslösung Custodiol® wurde vor 25 Jahren erstmalig bei Nierentransplantationen am Klinikum verwendet.

 

BU: Nierenspender und -empfängerin eine Woche nach der Transplantation: Gerlinde Diel und Prof. Manfred Hölscher

Back to top