Weil Klettern einfach gut tut: Extremsportler Alexander Huber engagiert sich für psychisch Kranke, die hoch hinaus wollen
Weil Klettern einfach gut tut: Extremsportler Alexander Huber engagiert sich für psychisch Kranke, die hoch hinaus wollen
Zahlreiche kostenlose Freizeit- und Informationsangebote bietet das „Programm für seelische Gesundheit“ des Centrums für Disease Management der TU München für Patienten mit Depressionen oder Psychosen. Dazu gehören unter anderem Entspannungskurse, Nordic Walking, Kunsttherapie oder Ernährungsberatung. Mit dem neuesten Angebot wagen sich die Teilnehmer hoch hinaus: In einem therapeutisch begleiteten Kletterkurs können sie unter anderem ihr Selbstvertrauen stärken. Ziel des Angebots, das unter Schirmherrschaft des Extremkletterers Alexander Huber steht, ist es, die seelische Gesundheit zu stärken und Rückfälle zu reduzieren.
Wenn der Berg ruft, ist Alexander Huber nicht weit. Je größer die Herausforderung, desto besser. „Immer wieder an die Grenzen zu gehen, macht das Leben reicher“, sagt der 40-Jährige, der zu den Weltbesten seines Fachs zählt. Mit seiner Kletter-Leidenschaft steht der „Huber Bua“ nicht allein. Auch Helmut aus München, 53 Jahre alt, will hoch hinaus. „Meine Kletterausrüstung steht daheim“, erzählt er. Noch vor wenigen Wochen war alles anders. Da hatte Helmut riesengroße Angst vor dem ersten Schritt: „Doch dann habe ich mich einfach getraut.“
Helmut gehört zu den ersten Patienten, die an einem mehrtägigen Kletterprojekt des Centrums für Disease Management, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Klinikums rechts der Isar, teilgenommen haben. Er leidet an Angstsymptomen. „Doch seit ich bei dem Kletterprojekt mitgemacht habe, habe ich mehr Vertrauen in die Welt“, sagt Helmut. Und: „Es hat mir sehr gut getan.“ Und weil einer wie Alexander Huber weiß, wie glücklich Klettern macht, reagierte er sofort, als er von dem Kletterprojekt hörte und übernahm die Schirmherrschaft. „Da bin ich dabei“, meinte er begeistert. „Ich engagiere mich sehr gerne für diese gute Sache.“
Geklettert wird in der DAV-Kletterhalle Thalkirchen, die den Teilnehmern die Ausrüstung kostenlos zur Verfügung stellt. „Endlich mal etwas anderes als immer nur Krankenhäuser“, sagt Helmut. „Ich habe in meinem Leben schon viel zu viele Kliniken gesehen.“ So geht es auch den anderen Teilnehmern. Alle haben eine lange Krankengeschichte, leiden an Depression oder Schizophrenie. Dr. Werner Kissling leitet das Centrum für Disease Management. Er erklärt, welche Fähigkeiten der Patienten durch das Klettern geschult und gefördert werden: „Die Teilnehmer lernen unter anderem, ihren Körper besser wahrzunehmen und Ängste zu überwinden, das Selbstbewusstsein wächst, Vertrauen wird erlebt.“ Diese Erfahrungen trügen ihren Teil dazu bei, mehr Mut und Selbstvertrauen auch für die Bewältigung der eigenen Erkrankung zu entwickeln, so Kissling.
Eine alte Bergsteigerweisheit sagt: „Es ist nicht der Berg, den du bezwingst, sondern das eigene Ich.“ Helmut erzählt, dass er innerlich mit sich gerungen hat, als sich die Teilnehmer gegenseitig gesichert haben. Er sagt: „Ich hatte viel Misstrauen, aber als ich gespürt habe, mir kann nichts passieren, da hat sich die Angst einfach versteckt.“
Die verschiedenen Angebote aus dem Programm für seelische Gesundheit des Centrums für Disease Management sind für Patienten der beteiligten Krankenkassen und ihre Angehörigen kostenlos. Wer sich für das Programm interessiert, spricht am besten zunächst mit seinem Psychiater oder Nervenarzt darüber, ob das Angebot für ihn in Frage kommt.
Finanziert wird das Programm bisher von mehreren Betriebskrankenkassen im Rahmen der Integrierten Versorgung. Die Integrierte Versorgung ermöglicht eine bessere Vernetzung zwischen den einzelnen Versorgungssektoren. Kurative, rehabilitative und präventive Maßnahmen können so besser aufeinander abgestimmt werden und der Übergang vom stationären in den ambulanten Bereich verläuft reibungsloser. Eine Auswertung der ersten 200 Patienten hat gezeigt, dass durch das Programm die Rückfallrate der Patienten um 70 Prozent reduziert wird und viele teure stationäre Aufenthalte ganz vermieden werden konnten. Solche Programme tragen also auch zur Kostensenkung bei. Kissling: „Der Slogan für die Zukunft wurde längst ausgerufen: mehr ambulant weniger stationär. Wir sind daher zuversichtlich, dass wir den Patienten das Programm für seelische Gesundheit auch weiterhin anbieten können.“
Pressekontakt:
Tanja Schmidhofer
Klinikum rechts der Isar
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