Zehn Jahre zertifiziertes Brustzentrum – eine Erfolgsgeschichte
Zehn Jahre zertifiziertes Brustzentrum – eine Erfolgsgeschichte
Das interdisziplinäre Brustzentrum am Klinikum rechts der Isar war 2006 das erste Brustzentrum in München, dessen Qualität von der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) geprüft und zertifiziert wurde. Heute können die acht am Brustzentrum beteiligten Kliniken und Institute des Klinikums auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken: In den vergangenen zehn Jahren haben die Spezialisten des Brustzentrums in ihren beinahe täglich stattfindenden interdisziplinären Besprechungen, den sogenannten Tumorboards, über 20.000 Befunde diskutiert. Prof. Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik und Leiterin des Brustzentrums, zieht Bilanz.
Frau Prof. Kiechle, was hat sich in den vergangenen zehn Jahren bei der Behandlung von Brustkrebs getan?
Während vor zehn Jahren deutschlandweit nur 48 Prozent aller Patientinnen mit Brustkrebs in zertifizierten Brustzentren behandelt wurden, sind es heute über 80 Prozent. Das ist einerseits eine erfreuliche Steigerung. Wenn wir aber andererseits sehen, wie positiv sich die Behandlung in einem spezialisierten interdisziplinären Zentrum auf die Überlebensrate der Patientinnen auswirkt, wäre es noch besser, wenn alle Brustkrebs-Patientinnen von solchen Kompetenzzentren profitieren könnten.
In einem zertifizierten Zentrum arbeiten alle relevanten Disziplinen interdisziplinär unter einem Dach zusammen. Im Brustzentrum sind das neben der Gynäkologie die Hämato-Onkologie, die Nuklearmedizin, die Pathologie, die Plastische Chirurgie, die Psycho-Onkologie, die Radiologie und die Strahlentherapie. Gemeinsam stellen die Experten hier sicher, dass die Patientinnen und Patienten leitliniengerechte Diagnostik und Therapie auf höchstem Niveau erhalten.
Bei uns am Klinikum rechts der Isar wird ganz deutlich, wie sich die interdisziplinäre Herangehensweise, die Zertifizierung und die Qualitätsverbesserungen der vergangenen Jahre auf unsere Behandlungsqualität ausgewirkt haben: Die Zehn-Jahres-Überlebensrate unserer Patientinnen ist im Vergleich zu früher um sechs Prozent gestiegen. Unsere Patientinnen profitieren auch von der großen Erfahrung, die wir als Behandlungszentrum für Brustkrebs haben: Wir betreuen pro Jahr rund 350 Patientinnen – damit liegen wir übrigens erheblich über den für das DKG-Zertifikat erforderlichen Fallzahlen von 150.
Hat diese große Erfahrung denn messbare Auswirkungen für die Patientinnen?
Ja, ganz eindeutig: Das zeigen zum Beispiel die Zahlen des Tumorregisters München, das seit 25 Jahren Daten zu Patienten mit Krebserkrankungen sammelt, auch in Zusammenarbeit mit den Einwohnermeldeämtern. Da schneiden wir am Rechts der Isar im Vergleich zu anderen Kliniken sehr gut ab: Sowohl bei der 5-Jahres-Überlebensrate als auch bei der 10-Jahres-Überlebensrate liegen wir nicht nur deutlich über dem deutschlandweiten Durchschnitt, sondern auch über den Schnitt der anderen Brustzentren der Region.
Womit kann das Brustzentrum denn besonders punkten?
Ganz wichtig ist aus meiner Sicht, dass die Patientinnen spüren, dass uns ihr Wohlergehen wirklich am Herzen liegt. Viele melden uns zurück, dass wir ein Team sind, das empathisch mit den Patientinnen umgeht und hervorragend zusammenarbeitet. Dadurch entsteht Vertrauen in die Therapie und auch die Kooperation mit den Ärzten wird besser.
Insgesamt glaube ich, dass bei uns viele Mosaiksteine zu einer guten Behandlung beitragen: Das beginnt bei der Diagnostik, wo zum Beispiel eine standardmäßig angebotene Molekulardiagnostik dazu beiträgt, dass die Therapie individuell auf jede einzelne Frau zugeschnitten werden kann. Wem eine Chemotherapie keinen Nutzen bringt, der bekommt sie auch nicht. Das geht weiter mit einer Hightech-Strahlentherapie, die beispielsweise die Körperbewegung durch die Atmung berechnet, so dass die Strahlendosis ganz gezielt dort ankommt, wo sie hinsoll. In Fällen, wo Metastasen schwer zu erkennen sind, steht uns ein hochmodernes PET-MR zur Verfügung – ein Gerät, das bisher erst an wenigen Kliniken in Deutschland im Einsatz ist. Und zur Reduktion der Nebenwirkungen der Strahlentherapie und der Chemotherapie bieten wir komplementärmedizinische Behandlungen an. Kurz gesagt – unser Ziel ist es, unseren Patientinnen in jeder Hinsicht eine optimale Behandlung zu bieten.
An allen Einrichtungen, die im Brustzentrum vertreten sind, arbeiten hochkarätige Wissenschaftler. Was haben die Patientinnen davon?
Unsere Patientinnen können darauf vertrauen, bei uns stets nach dem neuesten Stand der Wissenschaft behandelt zu werden. So ist auch der Anteil der Patientinnen, die an Studien teilnehmen können, überdurchschnittlich hoch: Zertifizierte Brustzentren müssen mindestens fünf Prozent in Studien einschließen – bei uns liegt der Anteil zwischen 25 und 55 Prozent, je nach aktuellem Angebot. Auf diese Weise können wir die Behandlung mit innovativen Medikamenten oft schon vor der Marktzulassung anbieten.