Chip im Auge gibt Sehkraft zurück

Chip im Auge gibt Sehkraft zurück

Augenärzte am Klinikum rechts der Isar implantierten blindem Patienten eine Netzhautprothese. Die Hightech-Kombination aus einem Netzhautchip, einer in eine Brille integrierten Minikamera und einer kleinen Computereinheit ermöglicht dem Patienten, eine teilweise Sehfähigkeit wiederzuerlangen.

Der Patient und seine Reha-Lehrerin beim Training mit dem neuen System

Der Patient und seine Reha-Lehrerin beim Training mit dem neuen System
Foto: M. Stobrawe

 

Netzhautprothese bringt Licht ins Dunkel

Für den 50-jährigen Patienten bringt sie im wahrsten Sinne des Wortes Licht ins Dunkel: Die Netzhautprothese, die ihm das Team von Prof. Chris Lohmann an der Klinik für Augenheilkunde am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München implantierte. Er ist wieder in der Lage, visuelle Lichtmuster wahrzunehmen und kann sich so im Alltag deutlich unabhängiger bewegen.

 

Traum der Augenheilkunde

Der Patient leidet an der Netzhauterkrankung Retinitis Pigmentosa im Endstadium. Erste Symptome hatte er als Jugendlicher, seit etwa fünf Jahren ist er praktisch blind. Bei Retinitis Pigmentosa sterben die Photorezeptoren der Netzhaut, die für die Wahrnehmung der Lichtreize verantwortlich sind, langsam ab. Die Sehkraft der Betroffenen verschlechtert sich immer stärker und führt zu einer völligen Erblindung. In Deutschland leiden rund 40.000 Menschen an dieser Netzhautdegeneration, alleine in Bayern sind es über 6.000 Betroffene.

Im Frühjahr dieses Jahres setzte Prof. Chris Lohmann, Direktor der Augenklinik, dem Patienten die Netzhautprothese in einer ungefähr zweieinhalbstündigen Operation ein. Nach einer ersten Heilungsphase wurde wenige Wochen später das System erstmals aktiviert. Lohmann: „Mit dem Einschalten konnte der Patient sofort die umliegenden Fenster und Türen erkennen und sich so im Raum problemlos orientieren. Für mich als Augenarzt ist es ein beruflicher Traum, einem blinden Menschen wieder einen Seheindruck zurückgeben zu können.“

 

Visuelle Wahrnehmung durch elektrische Stimulation

Das Retinaprothesensystem besteht aus drei Teilen: Aus dem ins Auge eingesetzten Netzhautchip, der etwa die Größe eines halben kleinen Fingernagels hat, aus einer in eine Brille integrierten winzigen Kamera und aus einer Mini-Computereinheit, die der Patient in der Hosentasche dabei hat. Die Kamera nimmt Bilder aus der Umgebung auf und leitet sie an die Computereinheit weiter. Dort werden sie in elektrische Impulse umgewandelt und an den kabellosen Chip auf der Netzhaut des Patienten übermittelt. Der Chip gibt die Signale an die verbliebenen Zellen auf der Netzhaut weiter und stimuliert sie. Die Zellen senden die visuelle Information dann über den Sehnerven an das Gehirn. Der Patient musste nach der Operation zuerst üben, die neu wahrgenommenen visuellen Muster zu interpretieren. Deshalb folgte auf die Operation eine Rehabilitationsphase. Ziel ist es, ein funktionales Sehvermögen zurückzugewinnen.

 

Patient erkennt Häuser, Linien und Stufen

„Ich habe mit meiner Tochter im Radio von diesem Implantat gehört und bin sehr froh, diese Möglichkeit bekommen zu haben“ berichtet der Patient. „Ich habe mir von der Netzhautprothese mehr Unabhängigkeit erhofft, weil ich wieder visuelle Eindrücke meiner Umgebung bekommen kann. Diese Hoffnung hat sich für mich erfüllt.“ Inzwischen kann der 50-Jährige Formen und Linien erkennen. So „sieht“ er beispielsweise mittlerweile Häuser, Straßenverläufe und Treppenstufen und kann sich so viel besser orientieren.  Neben der neu gewonnenen Unabhängigkeit freut er sich auch über die visuellen Eindrücke – zum Beispiel genießt er es, seine Kinder wieder „sehen“ zu können.

 

Mehr Infos zum Argus II Retinaprothesensystem lesen Sie auf der Webseite unserer Augenklinik.

 

Beteiligte Fachbereiche und Kliniken: 

Klinik und Poliklinik für

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