Pilotprojekt IT-gestützte Pflegedokumentation am Klinikum rechts der Isar gestartet

Pilotprojekt IT-gestützte Pflegedokumentation am Klinikum rechts der Isar gestartet

Auf zwei Stationen am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München testen Pflegekräfte im Rahmen eines Pilotprojekts eine IT-gestützte Pflegedokumentation. Diese soll im Anschluss auch anderen Pflegenden die Arbeit erleichtern.

Zwei Pflegekräfte mit einem der mobilen Pflegewägen, die auf der Pilotstation M1c getestet werden
(Foto: argum, MRI)

Innovative Strategien verfolgt am Klinikum rechts der Isar nicht nur die medizinische Forschung. Auch die Pflegekräfte machen derzeit einen Riesenschritt in die digitale Zukunft: Im Dezember des vergangenen Jahres fiel der Startschuss für ein deutschlandweit einzigartiges Pilotprojekt, bei dem Pflegende durch verschiedene digitale Hilfsmittel bei ihrer Tätigkeit entlastet werden.

Digitale Helfer

Neu zur Seite stehen den Pflegekräften für ihre Aufgaben Pflegewägen der Firma Alphatron und ein Tablet-PC mit der Software „careIT Pro“ des Unternehmens NursIT Institute. Auf diesem Tablet können alle wichtigen patientenbezogenen Werte zusammen mit den eigenen Pflegeleistungen direkt am Patientenbett erfassen werden. Intelligente Algorithmen reduzieren den Dokumentationsaufwand so weit wie möglich. Ein großer Vorteil dieser digitalen Lösung ist, dass mehrere Pflegende parallel in einer Patientenakte arbeiten können, während die ermittelten Vitalwerte und Wundfotos von jedem Rechner im Klinikum aus zugänglich sind. Die Software-Lösung gliedert sich nahtlos in die IT-Landschaft des Klinikums ein. Die Pflegedokumentation wird nach dem gleichen Standard wie die ärztliche abgespeichert. Auch die Pflegedaten stehen damit der Forschung strukturiert zur Verfügung.

 

Neues Abrechnungssystem

Die Neuerung kommt zum richtigen Zeitpunkt: Seit 2020 sind die pflegerischen Leistungen nicht mehr in der Abrechnung nach DRG (DRG = Diagnosis Related Groups) eingeschlossen: Die Pflege muss ihre erbrachte Leistung selbst abrechnen. Das ist einerseits positiv, weil so die Pflege nicht mehr als reiner Kostenfaktor gesehen wird, andererseits ist es in der Pflege bisher nicht üblich, die einzelnen Leistungen zu dokumentieren, um sie dann abrechnen zu können. Bislang wird die pflegerische Tätigkeit fast vollständig auf Papier erfasst, bei besonders pflegeintensiven Fällen geht das mit einer maximal komplexen, aufwändigen Dokumentation einher, um den entsprechenden Erlös zu generieren. Umso ärgerlicher, wenn dann der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) wegen eines einzigen vergessenen Handzeichens den Erlös streicht. Doch während es im ärztlichen Bereich völlig selbstverständlich ist, jedes Gespräch oder Telefonat zu dokumentieren und in Rechnung zu stellen, machen sich Pflegende meist nicht bewusst, was sie alles tun. „In der Pflege werden Gespräche eher als ‚da habe ich nicht gearbeitet‘ wahrgenommen“, sagt Andrea Ellermeyer, Leiterin der Stabsstelle Pflegewissenschaft. „Und sie werden erst recht nicht abrechnungsfähig dokumentiert, obwohl sie oft so wichtig für unsere Patienten und Patientinnen sind.“ Zudem gibt es viele Beobachtungen, Erkenntnisse und Feststellungen, die ärztliche Diagnosen bzw. abrechnungsrelevante Leistungen triggern und so „höherwertig“ machen, die im Papierwust aber irgendwo untergehen. Auch die kleinen erbrachten Leistungen werden oft nicht dokumentiert, weil sie so selbstverständlich und unaufwändig erscheinen.

Mit der IT-gestützten Dokumentation soll es künftig möglich sein, alle Pflegeleistungen systematisch und umfassend zu dokumentieren. Gegebenenfalls fragt das intelligente System auch nach, es erinnert und übernimmt Plausibilitätsprüfungen. Alle für die Abrechnung relevanten Daten werden automatisch an das Kodiersystem übergeben und vervollständigen so die Abrechnung der Klinik mit den Krankenkassen.

 

Mehr Sicherheit für Patient*innen

„Wir Pflegenden freuen uns, dass wir die neue Software in der Pilotphase auf Herz und Nieren prüfen dürfen“, sagt Dragica Malidzan, Stationsleiterin auf einer der beiden Pilotstationen. „Wir hoffen sehr, dass sie uns künftig mehr Pflegezeit verschafft, denn die Dokumentation mit Papier und Stift ist umständlich. Und unseren Patient*innen bringt das neue Vorgehen auf jeden Fall mehr Sicherheit.“
Das Pilotprojekt ist auf vier Monate befristet. In dieser Zeit werden die Kolleg*innen die Anwendung ausgiebig testen und möglichst viel Rückmeldung dazu geben, um das Tool weiter zu verbessern und komfortabel in der Bedienung zu machen. Schließlich ist es das Ziel, für alle Pflegenden einen hohen Mehrwert zu schaffen und damit letztendlich eine möglichst große Arbeitserleichterung. Im Februar soll eine erste Zwischenbilanz gezogen werden.

 

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