Kreisklinik Dillingen wird akademisches Lehrkrankenhaus der TUM

Kreisklinik Dillingen wird akademisches Lehrkrankenhaus der TUM

„Die medizinische Versorgung der Menschen im ländlichen Raum ist eines der dringendsten Probleme unseres Gesundheitswesens.“ Dieses aktuelle Zitat des Bundes-Gesundheitsministeriums findet sich im Titel des 100 Seiten starken Antrags, mit dem unter Initiative und Federführung der Chefärztin der Inneren Abteilung an der Kreisklinik St. Elisabeth in Dillingen a.d.Donau, Dr. med. Ulrike Bechtel, die Anerkennung der Kreisklinik als akademisches Lehrkrankenhaus der Technischen Universität München erreicht werden konnte. 

„Das neue medizinische Ausbildungskonzept, das in Dillingen umgesetzt wird, ist bundesweit einmalig. Das Konzept legt den Schwerpunkt der PJ-Ausbildung auf den Bereich der Allgemeinmedizin mit Blick auf die Hausarzt-Ausbildung. Damit werden Medizinstudenten früh an die hausärztliche Tätigkeit im ländlichen Bereich herangeführt und können so für diese berufliche Perspektive begeistert werden. Ich begrüße diese Initiative. Wir können mit ihr dem drängenden Problem des Hausärztemangels im ländlichen Raum entgegensteuern. Deshalb habe ich sie von Anfang an sehr gerne unterstützt“, betonte der Minister bei der Pressekonferenz zur Verkündung der Entscheidung der Fakultätskommission.

Mit der feierlichen Unterzeichnung des Vertrages zwischen der Technischen Universität München und der Kreisklinik St. Elisabeth in Dillingen wurde nach Überzeugung von Landrat Leo Schrell der Startschuss für eine nachhaltige Sicherung der ärztlichen Versorgung in der Region gegeben. „Wir haben als Landkreis Dillingen a.d.Donau und damit als kommunaler Träger der Kreiskliniken gGmbH mit hohen Investitionen und Schwerpunktbildungen in den Kliniken einen Beitrag dazu geleistet, dass auch in den vor uns liegenden Jahren die Menschen der Region auf eine gute ärztliche Versorgung sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich vertrauen können“, so Leo Schrell.

Auch die Fakultät für Medizin und das Klinikum rechts der Isar der TU München sehen sich bei der Sicherstellung der ärztlichen Versorgung in der gesellschaftlichen Verantwortung. Der Ärztliche Direktor des Klinikums rechts der Isar, Prof. Dr. med. Reiner Gradinger: „Als Universitätsklinikum gehört es zu unseren Kernaufgaben, fachlich qualifizierte und menschlich engagierte junge Ärzte auszubilden. Dabei ist es uns ein besonderes Anliegen, während des Studiums nicht nur umfassendes theoretisches Wissen, sondern auch fundierte praktische Fertigkeiten zu vermitteln. Um unseren Studierenden vielfältige Angebote für Einsätze in der Praxis machen zu können, arbeiten wir dafür mit sorgfältig ausgewählten Lehrkrankenhäusern und Lehrpraxen zusammen. Für eine Kooperation müssen sie hohe Qualitätsvorgaben erfüllen, die regelmäßig überprüft werden.“

Die Fakultätskommission der Universität zeigte sich beeindruckt von dem Lehrkonzept, das Chefärztin Dr. med. Ulrike Bechtel in Zusammenarbeit mit den Hausärzten der Region und den Fachabteilungen der Kreisklinik erstellt hat. Von Beginn des Projekts an erfolgte eine enge Abstimmung mit Prof. Dr. med. Antonius Schneider, Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin der TU München. Internationale Forschungsergebnisse wurden ebenso eingebunden wie die traditionellen Aufgaben der Hausärzte in der Familienmedizin. Besonders Wert gelegt wird dabei auf die Entwicklung von Kompetenz in der Kommunikation, das Herstellen vertrauensvoller Patientenbeziehungen über Jahre und auch auf Prävention, eine verantwortliche Stufendiagnostik und Bereiche wie Geriatrie und Palliativmedizin. Prof. Schneider, der das Modellprojekt federführend mitbetreut, konnte sich in mehreren Besuchen von der Ausbildungsqualität in Dillingen überzeugen: „Das Lehrkonzept in der Klinik ist didaktisch hervorragend und die Begeisterung der Lehrenden sowohl im Krankenhaus als auch in den Praxen außerordentlich. In Dillingen lernen die Studierenden, was man in der alltäglichen hausärztlichen Versorgung wirklich braucht.“ Ein innovativer Stundenplan zwischen Klinik und Praxis soll die jungen Ärztinnen und Ärzte nicht nur medizinisch-fachlich, organisatorisch und betriebswirtschaftlich ausbilden, sondern ihnen vor allem auch den Mut und die Begeisterung zur selbstständigen ärztlichen Tätigkeit im ländlichen Raum vermitteln.

Deutschland ist konfrontiert mit einem zunehmenden Ärztemangel, der sich in den ländlichen Regionen Bayerns dramatisch verschärft, sowohl in der hausärztlichen Versorgung als auch in den Kliniken, inzwischen sogar in der Besetzung der Notarztstandorte.

Zukunftsweisend hatte die Technische Universität München als erste bayerische Universität im Juli 2009 einen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin eingerichtet. Bereits seit 2010 bildet die Kreisklinik St. Elisabeth Dillingen zusammen mit dem regionalen Ärztenetzwerk PRADIX den ersten Weiterbildungsverbund des Lehrstuhls für Allgemeinmedizin der TU in Bayern. Zahlreiche Medienberichte in Rundfunk und Fernsehen zeugen seither von der Begeisterung der jungen Ärztinnen und Ärzte für das Lehrkonzept an „ihrer“ Kreisklinik Dillingen. Mit der Anerkennung als akademisches Lehrkrankenhaus der Technischen Universität München können jetzt bereits Studierende an der innovativen Ausbildung teilnehmen.
 

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