Mit Sport und Ernährung gegen Krebs

Mit Sport und Ernährung gegen Krebs

Kliniken setzen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse um

Sport als Therapie bei Krebserkrankungen: Zahlreiche Studien haben inzwischen bewiesen, dass Sport nicht nur vorbeugend wirkt, sondern auch die Heilung fördert. Neue Erkenntnisse zeigen, welche Veränderungen körperliches Training auf genetischer Ebene bewirkt. Eine gesunde Ernährung kann die Tumorerkrankung zusätzlich positiv beeinflussen. Das Klinikum rechts der Isar der TU München und das Rotkreuzklinikum München arbeiten gemeinsam daran, die Empfehlungen zu Sport und Ernährung in konkrete Therapien umzusetzen und für alle Patienten deutschlandweit verfügbar zu machen. In den beiden Münchner Kliniken erhalten Krebspatienten bereits jetzt spezielle Angebote dazu. Am 24. und 25. Oktober 2014 veranstalten die Kliniken ein Symposium mit Patientenveranstaltung zum Thema „Sport und Krebs“ am Klinikum rechts der Isar.

Wie viel Sport für wen? Prävention und Therapie

Körperliche Aktivität spielt nicht nur eine wichtige Rolle in der Krebsprävention, Bewegung trägt auch zu einer höheren Heilungsrate und einem geringeren Rückfallrisiko bei Krebserkrankungen bei. Das haben zahlreiche Studien nachgewiesen (bei Darmkrebs: 14 bis 47 Prozent höhere Überlebensrate; bei Brustkrebs: bis zu 40 Prozent höhere Überlebensrate). Mehr noch, körperliche Aktivität und die Veränderung des Lebensstils geben dem Patienten die Möglichkeit, selbst gegen die Krankheit und die therapiebedingten Nebenwirkungen aktiv zu werden und die eigene Lebensqualität zu verbessern. Mittlerweile ist es den Medizinern auch gelungen, maßgeschneiderte Therapien zu entwickeln. „Mit diesem „Tailored Approach“-Ansatz können wir den Patienten eine auf ihre individuelle Situation und auf spezifische Nebenwirkungen zugeschnittene Sporttherapie anbieten. Die Intensität des Trainings passen wir in verschiedenen Phasen der Belastbarkeit und den Vorlieben der Patienten an“, so Prof. Martin Halle, Direktor des Lehrstuhls für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin am Klinikum rechts der Isar. „Sport geht immer, ob während des Klinikaufenthaltes, während der ambulanten Strahlen- oder Chemotherapie, in der Reha oder zu Hause. Jede, auch eine geringere körperliche Aktivität hat positive Effekte.“

Alles genetisch? Wie Sport auf die Gene wirkt

Die Wirkweise von körperlichem Training als "Medikament" setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen. Das Spezialgebiet der Epigenetik beschreibt den Effekt von Lebensstil-Einflüssen auf die Verfügbarkeit der DNA und damit auf die Immunantwort und Signalstoffe. In den letzten Jahren konnten mehrere wissenschaftliche Gruppen feststellen, dass auch kurze sportliche Betätigung bereits Einfluss auf die menschliche DNA hat. Die Gene selbst werden durch Sport zwar nicht verändert, doch durch Unterschiede in der Methylierung der DNA, chemische Veränderungen in den Grundbausteinen der Erbsubstanz einer Zelle, können bestimmte Abschnitte aktiviert oder gehemmt werden.
So zeigte sich bei sportlich aktiven Brustkrebspatientinnen eine deutliche Veränderung in der Methylierung von 43 Genen. Eines dieser Gene hemmt das Tumorwachstum und wurde durch die verminderte Methylierung vermehrt freigesetzt. Bei diesen Patientinnen sank das Risiko, an Brustkrebs zu sterben, um über 60 Prozent. Ähnliche Untersuchungen zeigen, dass epigenetische Veränderungen durch Sport auch die Risikofaktoren für Krebsentstehung (Adipositas, Insulinstoffwechsel etc.) beeinflussen können. „Diese ersten Ergebnisse belegen, dass Sport direkt oder indirekt auf Funktionsweise der Gene wirkt“, so Prof. Michael H. Schoenberg, Chefarzt der Chirurgie am Rotkreuzklinikum München. „Wir können somit dem Krebs davonlaufen.“

Was ist von so genannten Krebsdiäten zu halten?

Laut World Cancer Research Foundation könnten ein Drittel aller Krebsfälle durch gesunde, ausgewogene Ernährung verhindert werden. Bei Menschen, die bereits an Krebs erkrankt sind, lässt sich die Rückfallquote durch eine Ernährungsumstellung verringern. Dabei ist Essen für die Betroffenen oft ein schwieriges Thema. Bei manchen Krebsarten wie Brust- oder Prostatakrebs kämpfen die Patienten mit ungewollter Gewichtszunahme. Bei anderen Tumorarten leiden sie an starkem Gewichtsverlust, auch weil sie nach Operation, Chemo- oder Strahlentherapie nur wenig essen können. „Eine Krebsdiät im eigentlichen Sinne gibt es nicht. Gezielte Ernährungsberatung ist jedoch eine wichtige Säule der unterstützenden Therapie bei Krebserkrankungen. Damit können wir den Patienten helfen, ihren Gesamtzustand und ihre Lebensqualität zu verbessern. Außerdem leisten wir damit Sekundärprävention; denn Patienten, die sich gesund ernähren, haben ein geringeres Risiko, erneut an Krebs zu erkranken“, so Prof. Hans Hauner, Direktor des Instituts für Ernährungsmedizin am Klinikum rechts der Isar. Darüber hinaus schafft eine gesunde Ernährung die Voraussetzungen, dass die Patienten körperlich aktiv sein können.

Deutschlandweite Umsetzung in die Praxis

In speziellen Sprechstunden zu „Sport und Krebs“ beraten die Ärzte am Klinikum rechts der Isar und am Rotkreuzklinikum alle interessierten Patienten und Angehörigen zu einer gezielten Sport- und Ernährungstherapie nach Krebserkrankungen. In mehreren großen klinischen Studien versuchen die Ärzte am Klinikum rechts der Isar und am Rotkreuzklinikum, die richtige Dosis an Bewegung und gesunder Ernährung für Patienten mit unterschiedlichen Krebserkrankungen und in verschiedenen Krankheitsstadien zu finden.

 

Angebote für Krebspatienten

  • Sprechstunden „Sport und Krebs“
    • Klinikum rechts der Isar nach telefonischer Terminvereinbarung Tel. 089-28924441
    • Rotkreuzklinikum München / Chirurgische Abteilung Montag und Mittwoch von 16 bis 18 Uhr und nach vorheriger telefonischer Vereinbarung unter Tel. 089-1303/2541
  • Im Präventionszentrum am Klinikum rechts der Isar können sich auch Patienten, die nicht am Klinikum behandelt werden, spezifisch zu Sport und Ernährung bei Krebserkrankungen beraten lassen.
  • Im Rahmen von Krebssportgruppen haben Patienten am Klinikum rechts der Isar die Möglichkeit, ein eigens für sie konzipiertes Trainingsprogramm zu absolvieren.
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