Neurologie für Afrika
Neurologie für Afrika
Projekt zur Bekämpfung der Schweinebandwurmerkrankung Zystizerkose wird vom BMBF mit sieben Millionen Euro gefördert
Ein Projekt, das die Klinik für Neurologie und das Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene des Klinikums rechts der Isar der TU München gemeinsam mit afrikanischen Partnereinrichtungen durchführen, wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit rund sieben Millionen Euro gefördert. „CYSTINET-Africa“ beschäftigt sich mit der Bekämpfung der Zystizerkose in Tansania, Mosambik und Sambia. Zystizerkose ist eine infektiöse neurologische Erkrankung, die durch parasitäre Bandwürmer ausgelöst wird. Das Bundesforschungsministerium fördert im Rahmen der Initiative „Forschungsnetzwerke für Gesundheitsinnovationen in Subsahara-Afrika“ insgesamt fünf afrikanisch-deutsche Forschungsnetzwerke, die aus über 70 Anträgen ausgewählt wurden.
Das geplante Projekt besticht durch seine ausgeprägte Interdisziplinarität: Die beiden federführenden Ärztinnen aus dem Klinikum rechts der Isar vertreten die Fachrichtungen Neurologie (PD Dr. Dr. Andrea Winkler) und Mikrobiologie/Parasitologie (PD Dr. Clarissa Prazeres da Costa). Neben ihnen und weiteren Humanmedizinern arbeiten zudem auch Epidemiologen, Immunologen, Tierärzte, Biologen, Anthropologen und IT-Spezialisten mit. Zum Konzept gehört eine internationale Ausrichtung: Die beteiligten Experten stammen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus den afrikanischen Partnerländern Tansania, Mosambik und Sambia. Darüber hinaus unterstützt ein multinational zusammengesetztes Advisory-Board zusammen mit der Weltgesundheitsorganisation das Projekt.
Die unterschiedlichen Partner tragen verschiedene Bausteine rund um die Erforschung und Behandlung der Zystizerkose zusammen und erarbeiten gemeinsam neue Behandlungskonzepte unter Berücksichtigung des Erkrankungsverlaufs. Dabei soll die lokale Infrastruktur erweitert bzw. erneuert werden, Patienten eine adäquate Therapie zugänglich gemacht und die Ausbildung oder Promotion junger Akademiker gefördert werden.
Die Forschergruppe denkt nicht nur interdisziplinär und international, sondern überwindet auch in anderer Hinsicht Grenzen: Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf Erkrankungen, die von Tieren übertragen werden, sogenannte Zoonosen. Daher ist das „One Health“-Konzept, in dem das Augenmerk gleichermaßen auf der Gesundheit von Mensch und Tier liegt, eine ihrer Arbeitsgrundlagen. Wissen wird hierzu über eine virtuelle Plattform gebündelt, über die auch Studenten in geographisch entlegenen Winkeln supervidiert werden können. Dieser Ansatz ist hoch innovativ.
Die Ziele des Projekts sind vielfältig: Die Wissenschaftler erhoffen sich zum einen, immunologisch-getriebene Pathomechanismen von parasitären Erkrankungen, die in erster Linie in Entwicklungsländern auftreten, in vivo beim Menschen als auch beim Tier aufzuklären. Aus den so gewonnenen Erkenntnissen könnten dann neue immunologische Modelle erstellt werden, um neurologisch relevante Fragen mittels der Grundlagenforschung effizienter anzugehen. Darüber hinaus sollen Grundlagen für eine effektive Behandlung der Patienten geschaffen werden. Dafür sollen neue diagnostische und therapeutische Ansätze entwickelt, Management-Guidelines erstellt und, gemeinsam mit Politik und Verwaltung vor Ort, Strukturen etabliert werden, die dann auch für andere Projekte im Gesundheitsbereich genutzt werden können. So soll das Erreichte nachhaltig wirken – auch über den Förderzeitraum hinaus.