Deutscher Forschungspreis für Allgemeinmedizin geht ans Klinikum rechts der Isar
Deutscher Forschungspreis für Allgemeinmedizin geht ans Klinikum rechts der Isar
Prof. Antonius Schneider wird für seine Forschungsarbeit mit 25.000 Euro ausgezeichnet
Der hochrangigste deutsche Preis im Bereich der Allgemeinmedizin ging heute an den neuen Lehrstuhlinhaber für Allgemeinmedizin am Klinikum rechts der Isar: Prof. Antonius Schneider erhielt den 1. Preis des Deutschen Forschungspreises für Allgemeinmedizin (Lothar-Beyer-Preis), der mit 25.000 Euro dotiert ist. Er wurde damit für sein Forschungsprojekt zur Diagnostik von Asthma bronchiale und COPD in der Hausarztpraxis ausgezeichnet. Schneider hat seit Juli den ersten und bisher einzigen bayerischen Lehrstuhl für Allgemeinmedizin inne.
Asthma bronchiale und chronisch obstruktive Lungenerkrankungen (COPD, im Volksmund oft „Raucherlunge“ genannt) sind mit einer Häufigkeit von jeweils fünf bis zehn Prozent sehr häufige Erkrankungen. Oft werden diese jedoch nicht frühzeitig erkannt und adäquat behandelt, ohne dass richtig klar ist, warum. Gelegentlich wird der Vorwurf laut, dass diese Erkrankungen in der hausärztlichen Praxis übersehen werden, obwohl die Leitsymptome Husten, Dyspnoe und Auswurf in jedem Lehrbuch klar beschrieben sind. Schneider erläutert: „Ausgangspunkt des Forschungsprojekts war die Frage, ob das Lehrbuchwissen, das häufig aus dem Krankenhausbereich stammt, tatsächlich auf die hausärztliche Praxis übertragbar ist. Denn in die Hausarztpraxis kommen die Patienten häufig im Frühstadium ihrer Erkrankung, so dass diese oft nicht leicht zu entdecken ist. Daher war es das Ziel, herauszufinden, wie die Diagnostik bei Verdacht auf Asthma bronchiale / COPD optimiert werden kann, um den Patienten lange Leidenszeiten zu ersparen, und um schonend mit den Ressourcen im Gesundheitswesen umzugehen.“
Schneider schloss in die Studie, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde, mehr als 1000 Patienten aus Hausarztpraxen, Lungenfachärztlicher Praxis, Universitätsklinikum und Spezialkrankenhaus ein. Er konnte zeigen, dass die diagnostische Genauigkeit von klinischen Symptomen bei Verdacht auf Asthma bronchiale / COPD nicht vom Krankenhaus auf den hausärztlichen Bereich übertragbar ist. „Letztlich bedeutet das“, so Schneider, „dass die Logik der ‚hausärztlichen Versorgungsgesetze‘ nicht einfach aus den klinischen Lehrbüchern abgeschrieben werden kann. Gerade im Bereich Diagnostik besteht ein hoher Bedarf an Studien, um die hausärztlichen Gesetzmäßigkeiten besser zu verstehen, und um damit die Patientenversorgung optimieren zu können.“
Für die Diagnose von Asthma und COPD in der Hausarztpraxis konnte Schneider konkrete Empfehlungen erarbeiten: So lässt sich COPD bei optimaler Durchführung mit hoher Sicherheit durch eine spirometrische Lungenfunktionsprüfung diagnostizieren bzw. ausschließen. Asthma bronchiale lässt sich andererseits mit Spirometrie zwar gut diagnostizieren, aber nicht ausschließen. Bei unauffälliger Spirometrie trotz typischer Beschwerden sollte der Patient daher zu einem Lungenfacharzt überwiesen werden.
Während die peak-flow-Variabilität als diagnostische Methode ungeeignet ist, um Asthma bronchiale auszuschließen oder zu diagnostizieren, falls die Spirometrie nicht richtungsweisend ist, kann auch die Messung von Stickstoffmonoxid (NO-Messung) wertvoll sein. Zumindest bei einem Teil der Patienten wäre mit ihr ein Einschluss bzw. Ausschluss von Asthma bronchiale möglich. Zwei Patienten müssten untersucht werden, um einem die Bronchoprovokation zu ersparen. Allerdings ist dieses Verfahren im Moment für die hausärztliche Versorgung noch zu teuer. Bei Messergebnissen im Intermediärbereich müsste zudem nach wie vor eine Überweisung zum Pneumologen zur Durchführung einer Bronchoprovokation erfolgen, um eine sichere Diagnostik zu ermöglichen.
Pressekontakt:
Tanja Schmidhofer
Klinikum rechts der Isar
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