Geriatrie mal ganz anders

Geriatrie mal ganz anders

Geriatrischer Studententag in Heiligenstadt 2008

„Taschen packen und auf nach Markt Heiligenstadt bei Bamberg!“ hieß es an einem Freitagnachmittag für 17 Studenten der TU München, die fern vom universitären Alltag mehr über die „Medizin der alten Menschen“ lernen wollten. Herr Dr. Landendörfer, Landarzt in der Erlebnisgemeinde Heiligenstadt und Lehrbeauftragter im Lehr- und Arbeitsbereich Allgemeinmedizin der TU München, hatte sie dazu eingeladen, mehr über die geriatrisch orientierte Arbeit des Allgemeinmediziners und die darüber hinausgehende medizinische Versorgung in Oberfranken zu erfahren.

Nach einem kurzen Empfang beim Bürgermeister der knapp 4000 Einwohner zählenden Gemeinde bekamen die Studenten einen ersten Einblick in die Gegebenheiten dieser ländlichen Region und in die Rolle des Landarztes als „Familienarzt“. Im Sitzungssaal des Rathauses folgte ein Vortrag über das Wohnmodell „In der Heimat wohnen – ein Leben lang, sicher und selbstbestimmt“, welches u.a. mit Hilfe der Caritas realisiert wird.

Am Samstagvormittag stand dann ein Besuch des Zentrums für Altersmedizin am Klinikum Bamberg auf dem Programm, bei dem Chefarzt Dr. Grupp das Prinzip der geriatrischen Frührehabilitation vorstellte. Altersmedizin bedeutet „Medizin Plus“ im Rahmen einer geriatrischen Komplexbehandlung. Es handelt sich um einen multimodalen Therapieansatz, in dem verschiedenste Experten auf die besonderen Bedürfnisse des alten Menschen eingehen, wodurch sich der Klinikalltag dieses Zentrums deutlich von dem in herkömmlichen Krankenhäusern unterscheidet: Gemeinsames Essen und Kochen, Gemeinschaftsnachmittage sowie gezielte Einzelförderung durch Logopäden, Physio- und Ergotherapeuten werden angeboten. Die Studenten aus München bekamen die Gelegenheit, in Kleingruppen mit den einzelnen Therapeuten zu sprechen und zu erleben, wie dieses Konzept in der Praxis umgesetzt wird. So machten sie physiotherapeutische Übungen, konnten sich über die Schwierigkeiten verschiedener Demenztests informieren und erlebten auf Station ein gemeinsames Kuchenbacken mit. Alle Mitarbeiter waren hoch motiviert und gaben herzlich Auskunft, so dass am Schluss keine Frage unbeantwortet blieb.

Nachmittags ging es dann ins Familienzentrum Heiligenstadt, wo Kinder, Jugendliche, Senioren und Pflegebedürftige ganz nah nebeneinander wohnen und leben. Das Pflegeheim versucht, den Bedürfnissen der Senioren in jeder Hinsicht gerecht zu werden. So gibt es z.B. Therapiehasen, um den Verlust von Haustieren zu kompensieren, und einen speziellen „Dementengarten“ ohne Ecken. Mittelpunkt der Anlage ist die Kirche, die als Gemeinschaftsraum für Gottesdienste und Konzerte dient; hier wird gefeiert, gesungen und zugehört.Freizeiten und Jugendgruppen werden organisiert, ja man kann im Familienzentrum Heiligenstadt sogar Urlaub machen. Ein so integratives Projekt, wie es hier von der evangelischen Freikirche umgesetzt wird, ist in dieser Form wohl einzigartig.

Mit vielen Eindrücken, wie das Leben im Alter aussehen kann, welche Schwierigkeiten, aber auch welche Möglichkeiten bestehen, fuhren die Studenten zurück nach München. Ihr Fazit: Alten-Medizin ist nicht nur etwas für alte Menschen, sondern betrifft alle – jeder kann etwas dafür tun!

 

Pressekontakt:
Tanja Schmidhofer
Klinikum rechts der Isar
Ismaninger Str. 22 · D-81675 München
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