Nach seinem Studium und seiner Facharztausbildung in Berlin und Göttingen war Siewert zunächst als Viszeralchirurg in Göttingen tätig. 1982 berief ihn die Technische Universität München (TUM) auf den Lehrstuhl für Chirurgie, und er wurde Direktor der Klinik für Chirurgie am Universitätsklinikum rechts der Isar. 1987 übernahm er zusätzlich das Amt des Ärztlichen Direktors und Vorstandsvorsitzenden des Klinikums. In dieser Rolle lenkte er 20 Jahre die Geschicke des Klinikums rechts der Isar. Auch nach seiner Emeritierung war von Ruhestand keine Rede: Siewert leitete von 2007 bis 2011 das Universitätsklinikum Heidelberg und von 2010 bis 2018 das Universitätsklinikum Freiburg.

Meilensteine für die Weiterentwicklung der Chirurgie

Als Chirurg ist Siewert einer der weltweit führenden Spezialisten auf dem Gebiet der Magen- und Speiseröhrenchirurgie, wofür er unter anderem neue Operationstechniken entwickelt hat. Von ihm stammt eine Einteilung des Adenokarzinoms der Speiseröhre, die sich weltweit durchgesetzt hat. Auch strukturell prägte er seine Disziplin. So untergliederte er frühzeitig die Chirurgie am Klinikum rechts der Isar: Neurochirurgie, Gefäßchirurgie, Unfallchirurgie plastische Chirurgie, Allgemein- und Viszeralchirurgie wurden eigenständige Einrichtungen.

Seine wissenschaftlichen und medizinischen Leistungen fanden Niederschlag in einer Vielzahl von Publikationen und Lehrbüchern und wurden national und international mit zahlreichen Ehrungen bedacht.

Ärztlicher Direktor mit Weitblick

Das Klinikum rechts der Isar verdankt Prof. Siewert viel, wie Prof. Schwaiger in seiner Rede ausführt: „Die Ära Siewert war wesentlich für die Entwicklung des Klinikums. Prof. Siewert stellte mit Weitblick entscheidende Weichen dafür. Einerseits trieb er organisatorische Neuerungen voran, wie die Kooperation mit dem Deutschen Herzzentrum, wodurch die kardiovaskuläre Chirurgie am Klinikum gestärkt wurde. Andererseits zeichnete er für zahlreiche Neu- und Erweiterungsbauten des Klinikums verantwortlich. Herausragendes Beispiel ist das Neuro-Kopf-Zentrum, das 2007 eröffnet wurde. Ein weiteres Novum war die interdisziplinäre Zusammenarbeit, deren Ausbau Siewert unterstützte und die er in den 90er Jahren mit interdisziplinären Tumorboards institutionalisierte. Ihm haben wir zu verdanken, dass das Klinikum heute in der Spitzengruppe der deutschen Hochschulmedizin mitspielt.“

Auch die deutsche Hochschulmedizin prägte Siewert entscheidend: Von 2001 bis 2012 vertrat er als Vorstandsvorsitzender des Verbands der Universitätsklinika Deutschland e.V. (VUD) die besonderen Interessen der Uniklinika gegenüber der Gesundheits- und Wissenschaftspolitik.