3D-Bildwandler vereinen 2D- und 3D-Funktionalität in einem Gerät, sie ermöglichen somit einer Computertomografie (CT) ähnliche 3D-Rekonstruktionen anatomischer Strukturen. C-Bogen heißen die Geräte auch, weil sie die Form eines „C“ besitzen. Dieses rotiert während des Röntgens um den Patienten, dessen Liegeposition auf dem OP-Tisch dazu nicht verändert werden muss.
Hohe Auflösung, große Bildausschnitte
Das neue 3D-C-Bogensystem benötigt nur 30 Sekunden für einen 3D-Scan des Patienten und macht dabei 100 bis 400 Röntgenbilder, auf denen selbst kleinste anatomische Details in allen Ebenen – sagittal, axial und koronal – dargestellt sind. Gegenüber dem Vorläufermodell rechnet der neue C-Bogen sehr viel höher auflösende Bilder und durchleuchtet selbst das umfangreichere Gewebe adipöser Patient*innen so, dass die Aufnahmen eine präzise klinische Diagnostik erlauben. Eine Bildgröße von 30 x 30 Zentimeter ermöglicht, große Operationsgebiete, zum Beispiel sechs Brustwirbelkörper oder beide Iliosakralgelenke, in einer Durchleuchtungsaufnahme abzubilden. „Früher haben wir bei Wirbelsäulen-OPs die Wirbelabschnitte gezählt, um festzustellen, auf welcher Wirbelhöhe wir uns befinden. Dafür waren mehrere Röntgenbilder erforderlich. Jetzt sehen wir alles auf einem Bild“, sagt Biberthaler.
Computergestützte interaktive OP-Planung
Bei Operationen an komplizierten anatomischen Bereichen wie Wirbelsäule oder Becken können die Chirurgen den C-Bogen an ein Navigationssystem koppeln und damit die zu versorgende Knochenfraktur in CT-Schichtbildern wie auch als frei drehbares 3D-Modell visualisieren. Die Navigation kann so schon zur Planung der OP genutzt werden. Animiert am Bildschirm kann der Operateur erkennen, wo und wie Schrauben am besten platziert werden. Bei der nachträglichen Kontrolle unterstützt der „Screw Scout“: Die Software erkennt im 3D-Röntgenbild jede Schraube, der Chirurg prüft per Mausklick, ob sie in allen Ebenen richtig ausgerichtet ist. „Bislang muss der Operateur zur Kontrolle der Position einer Schraube die verschiedenen anatomischen Ebenen selbst angleichen, um einen räumlichen Eindruck zu erhalten. Das erforderte viel Übung, damit man die OP nicht zu lange unterbricht“, sagt Biberthaler. „Das neue Navigationssystem verkürzt die OP erheblich.“
Kleine Schnitte auch bei großen Eingriffen
Hochauflösende Bildgebung ist die Basis minimal-invasiver Operationsverfahren. Jede Verbesserung schafft einen Mehrwert für den Patienten. „Zur Verschraubung des Iliosakralgelenks, einer typischen Operation bei älteren Patienten die sich im Rahmen eines Sturzes eine Fraktur des hinteren Beckenrings zugezogen haben, genügt heute ein Schnitt von vier Zentimetern. Das ist genial“, schwärmt Biberthaler. „Solche Eingriffe sind schneller und gewebeschonender. Sie sind sicherer, weil unsere Patienten weniger bluten, weniger Infektionen bekommen. Es sind keine aufwändigen Röntgenmanöver mehr nötig.“
Vorerst wird der neue C-Bogen bei chirurgischen Eingriffen im Wirbelsäulen- und Beckenbereich eingesetzt. Zukünftig soll das Gerät auch standardmäßig bei anderen komplexen Gelenkfrakturen, beispielsweise am Schienbeinkopf oder am Sprunggelenk, genutzt werden. „Für unsere Patienten bedeutet das neue 3D-C-Bogensystem eine Zunahme der Versorgungsqualität. Und uns Operateur*innen gibt es zusätzliche Sicherheit“, sagt Biberthaler. „Unsicherheit ist nämlich das Schlimmste beim Operieren.“